Sinnvolle Hilfe bei Hausaufgaben
„Soll ich meinem Kind überhaupt bei den Hausaufgaben helfen? Und wenn ja, wie soll ich es sinnvoll tun?” Diese oft gestellten Fragen sind Thema des Elternbriefes. Sie bekommen darauf eine ganze Reihe von konkreten Antworten – alle haben sie jedoch ein Grundprinzip gemeinsam:
Ja, Sie sollen Ihrem Kind helfen – aber im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe. Sie dürfen Ihrem Kind immer nur so viel Hilfe anbieten, wie unbedingt nötig ist, damit es selbständig weiterarbeiten kann.
Nur dann besteht die Chance, dass Ihr Kind wirklich etwas lernt und seinen Lernerfolg auch als eigenen Erfolg ansieht. Zu viel Hilfe macht Ihr Kind unselbständig, verhindert, dass es eine ähnliche Aufgabe selbst löst, und lässt Ihr Kind die Erfahrung machen: „Selber kann ich’s einfach nicht.” Langfristig führt zu viel Hilfe zum Gegenteil des Gewünschten – nämlich zum Versagen des Kindes.
Allgemein gilt deshalb auch:
Lösen Sie nie eine ganze Aufgabe bzw. beantworten Sie nie eine aufgegebene Frage vollständig! Geben Sie Anstöße – und lassen Sie Ihr Kind dann selber weitermachen, verbunden mit einem aufmunternden Wort („Das schaffst du schon!”).
Die vorgestellten Einzelmaßnahmen bauen aufeinander auf; wenn eine früher genannte Methode nicht reicht, können Sie einen Schritt weitergehen. Einen Teil der Maßnahmen können Sie auch ergreifen, wenn Sie von dem Fach, das Probleme macht, wenig oder gar nichts verstehen; ein anderer Teil verlangt hingegen Fachkenntnisse. Wenn Sie merken, dass Sie selbst das fachliche Problem nicht verstehen, sollten Sie das Ihrem Kind offen sagen – Sie helfen ihm damit mehr, als wenn Sie selbst im Nebel herumstochern, denn Sie verwirren Ihr Kind unter Umständen. Erfahrungsgemäß steigt übrigens der Respekt von Kindern gegenüber Erwachsenen, wenn diese offen zugeben, was sie können und was nicht. Und noch ein Letztes ist wichtig, wenn auch eigentlich selbstverständlich:
Eltern sind nicht die Nachhilfelehrer der Nation. Wenn Sie helfen können, ist das o.k., wenn nicht, ist es auch in Ordnung. Hauptverantwortlich für die Klärung von Unverstandenem sind die Fachlehrkräfte.
Wenn es gar nicht um das Fachliche geht… Hilfen im emotionalen (gefühlsmäßigen) Bereich
Erzählen lassen!
Kinder sind oft fachlich durchaus in der Lage, eine Aufgabe zu erledigen, sind jedoch gefühlsmäßig blockiert. Beispielsweise bedrücken das Kind Probleme mit Mitschülern, leidet es unter einem Geschwister, hat es etwas angestellt, was es noch nicht gebeichtet hat, usw. Es gibt sogar, und nicht einmal selten, Fälle, in denen die Kinder unter Spannungen zwischen Elternteilen so stark leiden, dass sie geistig und seelisch vor allem mit diesem Thema beschäftigt sind. Kinder bekommen sehr viel mehr mit, als man als Erwachsener meint und hofft!)
Erkundigen Sie sich erst einfühlsam, ob Ihr Kind irgendein solches Problem mit sich herumschleppt – meist spüren Sie als Eltern ja ohnehin, ob in Ihrem Kinde etwas „brodelt”. Die menschlichen Probleme eines Kindes müssen immer Vorrang haben vor Schule und Hausaufgaben – und sie haben auch tatsächlich und unvermeidlich Vorrang, was sich z.B. in daraus resultierender Konzentrationsunfähigkeit äußert.
Zuwendungsangebote machen!
„Probiere es jetzt alleine, deine Hausaufgaben zu machen, denn du kannst das sicher; nur wenn du sonderliche Schwierigkeiten hast, kommst du zu mir. In einer halben Stunde machst du dann Pause und wir ratschen miteinander / spielen miteinander (oder Ähnliches).„Nicht selten verfolgen Kinder mit ihrem Ruf nach Hilfe bei den Hausaufgaben eigentlich das Ziel, die körperliche Nähe und die Zuwendung eines Elternteils zu gewinnen. Wenn Sie durch Beobachtung und Überlegung erkannt haben, dass diese Situation gegeben ist, dürfen Sie das kindliche Bedürfnis nicht einfach zurückweisen. Sie müssen es ernst nehmen – aber: Es darf nicht zum Dauerzustand werden, dass Ihr Kind sein Bedürfnis im Zusammenhang mit Hausaufgaben stillt. Machen Sie dem Kind den Vorschlag:
Ziehen Sie sich nicht abrupt zurück – und überlegen Sie auch, ob Ihr Kind wirklich genug von Ihnen hat
Schrittweise Hilfe zur Selbsthilfe bei fachlichen Problemen
Das Kind soll es erst einmal selber versuchen!
Gewähren Sie keine Soforthilfe, wenn Sie merken, dass Ihr Kind sich mit der Aufgabe noch gar nicht auseinander gesetzt hat. Als Hilfe können Sie anbieten: „Wenn Schwierigkeiten auftauchen, wenn du gar nicht mehr weiterkommst, dann komme ich. Ansonsten schaue ich dir gerne am Schluss die Aufgaben durch.” Der letzte Satz soll dabei so ausgedrückt werden, dass er vom Kind nicht als bloße Kontrolle verstanden wird. Der Ton ist entscheidend! Und den richtigen Ton zu finden gelingt wiederum nur, wenn man von der inneren Einstellung her auch tatsächlich nicht nur die Kontrolle im Sinne hat.
Erst Schwierigkeiten klären!
- Aufgabenstellung erklären lassen
- Vom Kind erklären lassen, worin die Schwierigkeit besteht
- Nachfragen, ob die Schwierigkeit in dem oder dem Punkt besteht
Vor jeder weiter gehenden Hilfe muss die Beantwortung der Frage stehen: Was genau beherrscht das Kind nicht? Man darf nicht versuchen, die Hausaufgaben einfach irgendwie hinter sich zu bringen und das Unverständnis bei Teilschritten zu übergehen. Man darf auch, und das ist besonders wichtig, nicht einfach auf selbst vermutete und vielleicht völlig unzutreffende Schwierigkeiten aufbauen – die Probleme des Kindes liegen unter Umständen ganz woanders, und zwar dort, wo Erwachsene es gar nicht vermuten. Gezielte Hilfe ist erst nach einer Ursachenabklärung möglich.
Die Ursachenanalyse muss im Gespräch miteinander durchgeführt werden. Unter Umständen sollte der helfende Elternteil die Ausführungen des Kindes über seine Verständnisschwierigkeiten nochmals mit eigenen Worten wiedergeben, um zu prüfen, ob man die Probleme wirklich richtig verstanden hat. Wenn das Kind von sich aus Schwierigkeiten nicht so recht benennen kann, müssen Sie ihm natürlich verschiedene Erklärungen für das Unverständnis anbieten.
Die Probleme liegen übrigens oft im Verständnis von Fremdwörtern oder Fachbegriffen. Manchmal zeigt sich auch, dass das Problem in fehlendem Grundwissen besteht. Wer z.B. Brüche berechnen will, muss teilen können, und wird dabei schon Schwierigkeiten hat, dem hilft keine noch so schöne Erklärung des Bruchrechnens selbst. Liegen Schwierigkeiten dieser Art vor, soll das Kind das Problem mit Hilfe des Buches oder Heftes selbst klären bzw. die Lücken auf diese Weise schließen; gelingt dies nicht, können Sie – wenn Sie es können! – die Erklärung geben. Übrigens lohnt sich das Aufheben alter Hefte und ggf. Bücher schon deshalb, weil dann vergleichsweise schnell ein „Nachschlagewerk” vorliegt.
Hilfen bei unverstandener Aufgabenstellung
Wenn Sie in der Lage dazu sind, erklären Sie die Aufgabe mit eigenen Worten bzw. formulieren Sie die Fragestellung um. Machen Sie das aber nicht zu oft! Ihr Kind muss ja in der Lage sein, mit einer vorgegebenen Fragestellung zurecht zu kommen. Sollte Ihr Kind mit der Aufgabenstellung immer wieder Probleme haben, müssen Sie mit dem Fachlehrer darüber reden. Falls Sie die Aufgabenstellung selbst nicht erklären können, sollten Sie Ihr Kind bei einem Mitschüler anrufen lassen. Sollte auch das nichts bringen, schreiben Sie Ihrem Kind eine Notiz für den Lehrer ins Heft, dass schon die Aufgabenstellung nicht zu klären war, und unterschreiben Sie. Dann weiß der Lehrer, was die Ursache für eine nicht gemachte Hausaufgabe ist.
Hilfen, wenn die Aufgabenstellung klar, die eigentliche Bearbeitung aber nicht möglich ist
indirekte Hilfen
- Auf früher gemachte Aufgaben derselben Art verweisen!
- Auf Schulheft bzw. Buch verweisen!
- Unter Umständen auch auf Lexika oder dergleichen verweisen!
Ihr Kind wird auf diese Weise angeregt, über den ja bestehenden Zusammenhang zwischen Hausaufgaben und Unterricht nachzudenken, und macht damit die wichtige Erfahrung, dass man mit dieser Methode in den meisten Fällen Schwierigkeiten beherrschen kann. Ihr Kind lernt also Selbstständigkeit.
direkte Hilfen
- Gezielte Erklärungen geben, um kleinere Lücken zu schließen!
- Umfangreichere Aufgabe in Teilaufgaben zerlegen!
- Ersten Teil der Aufgabe lösen (bzw. ersten Satz einer Übersetzung bzw. Einleitung in einem Aufsatz formulieren)!
Der erste Schritt fällt bekanntlich oft sehr schwer, ist er aber getan, dann „fällt der Groschen”, und es geht ganz einfach weiter. „Der erste Schritt” heißt in der Praxis: der erste Satz einer Grammatikübung, der erste Teil einer Mathematikaufgabe, die erste von mehreren Fragen zu einem Text, die Einleitung bei einem Aufsatz. Wie bei allen Hilfen gilt: Seien Sie vorsichtig und gehen Sie sparsam mit dieser Methode um! Das Kind darf sich nicht daran gewöhnen, immer den Anfang „serviert” zu bekommen. Ab und an freilich kann diese Hilfe wirklich nötig und sinnvoll sein.
Aufgabe Schritt für Schritt gemeinsam bearbeiten!
Wenn es nicht gelingt, beim ersten Schritt eine Hilfe zu geben, dann wird es nötig sein, weitere Schritte gemeinsam zu bearbeiten. Das bedeutet aber nicht, dass Vater oder Mutter denken und diktieren und das Kind nur noch schreibt. Immer soll es das Kind sein, dass zuerst den nächsten Schritt überlegt bzw. die nächste Formulierung selbst bringt.
Fehler selber korrigieren lassen!
Dem Kind sagt man zunächst nur: „Schau mal, da (in dieser Zeile, in diesem Absatz) ist ein Fehler.” Es entwickelt dadurch ein Auge für Fehler (das muss es ja besitzen!), erkennt vielleicht selbst, worin der Fehler besteht, und verbessert ihn möglicherweise selber. Auf diese Weise kommt ihm der Fehler auch nicht so schlimm vor – eine für das Selbstbewusstsein eher ängstlicher Kinder sehr vorteilhafte Wirkung!
Aufgabe Schritt für Schritt bearbeiten lassen und nach jedem Schritt die Richtigkeit überprüfen!
Das ist vor allem bei umfangreicheren Aufgaben nötig bzw. sinnvoll, um zu vermeiden, dass ein Fehler durch die ganze Arbeit gezogen wird. Verbinden Sie die Überprüfung mit anerkennenden Worten, wenn das Ergebnis stimmt, um das Kind aufzubauen.
Wenn nötig: Aufhören!
Sollten all die genannten Hilfen nichts fruchten, dann sollten Sie der unleidlichen Angelegenheit ein Ende setzen. Vielleicht hilft es, später (nach einer Erholungspause) weiterzumachen. Das Gehirn arbeitet nämlich unterbewusst weiter; vielleicht haben Sie selbst schon erlebt, dass Sie eine unlösbar erscheinende Aufgabe nach einer Pause plötzlich lösen konnten, ja dass Ihnen die Lösung auf einmal bei einer ganz anderen Tätigkeit einfiel. Wenn auch das nichts bringt, schreiben Sie Ihrem Kind ein paar Zeilen ins Heft (mit Unterschrift, damit der Lehrer weiß, was los ist, und nicht vermutet, dass eine Hausaufgabe bloß aus Faulheit nicht gemacht wurde.
Autor: Alexander Geist, Staatlicher Schulpsychologe
Das Gehirn bestimmt, wie wir lernen
Die Arbeitsweise des Gehirns und seiner Milliarden Nervenzellen, ihre unvorstellbare Vernetzung und die Veränderbarkeit der Kontakte zwischen diesen Nervenzellen im Gehirn erklären, wie wir lernen. Nachstehend sind wichtige Regeln fürs Lernen ohne die biologischen Erklärungen aufgeführt.
- Wer lernen will, muss motiviert, aufmerksam und konzentriert sein.
- Die Unterbrechung der Aufmerksamkeit während des Lernens durch Störungen und Ablenkungen hebt das gerade Gelernte teilweise wieder auf.
- Lernen braucht zur Festigung Zeit.
- Lernpausen mit Ruhe und ausreichendem Schlaf dienen zum Ordnen und festen Einspeichern von Fakten.
- Reizüberflutung (PC-Spiele, Fernsehen, Pokemonkarten u.ä.) behindert und stört das Lernen. Fernseher und PC gehören nicht ins Kinderzimmer. Auch Ungeduld (Ablenkung!) bei Hausaufgaben und beim Lernen, weil Freunde, „Wichtiges”, „Aufregendes” oder „Spaßbeschäftigung” warten, blockiert das Lernen. Eltern sollen klare und feste Grenzen setzen.
- Lernen geschieht immer über Muster-Erkennung, möglichst über mehrere „Eingangskanäle”. Deshalb ist die Wahrnehmung mittels Augen, Ohren und Händen wichtig.
- Gefühle wie Angst oder Freude beeinflussen stark den Lernerfolg. Angst und Unbehagen lenken zur Abwendung und Flucht, dagegen fördern entspannte und positive Atmosphäre, ruhige Zuwendung von Eltern und Lehrern, Erfolge, Freude und Vertrauen die Hinwendung, die Motivation und das erfolgreiche Lernen.
- Fürs Lernen ist die eigene Erfahrung durch eigene Beschäftigung wichtiger als die Instruktion (Belehrung).
- Das „Predigen” von Grammatik‑, mathematischen und anderen Regeln nützt nichts. Stattdessen müssen Worte, Formen und Beispiele ausreichend häufig wiederholt und angewendet werden. Weil bestehende Regeln oft erst später intellektuell begriffen werden, ist das Üben an Beispielen für Schüler so wichtig.
- Beim Lernen soll immer Vorwissen genutzt, also mit eingebracht werden.
Die beste Zeiteinteilung
Folgende Punkte können dir bei der Anfertigung der Hausaufgabe helfen:
- Plane feste Arbeitszeiten ein (Wochenplan!)
- Wechsle ab zwischen mündlich und schriftlich, schwer und leicht.
- Lege Pausen ein (nach 30 Minuten Lernen ca. 5 Minuten Pause)
Schülerinformation zur Lernberatung
Gut vorbereitet ist halb erledigt!
- Ich bemühe mich in der Schule täglich neu um Aufmerksamkeit. Was ich mir bereits dort merken kann, muss ich zu Hause nicht mehr lernen.
- Ich schreibe sorgfältig und übersichtlich mit, so dass ich mit meinen Notizen arbeiten kann.
- Ich notiere zuverlässig die Hausaufgaben und notiere meine Schulaufgabentermine.
Gestaltung des Arbeitsplatzes für die Hausaufgaben
Wenn ich an meinem Arbeitsplatz sitze, stelle ich mich auf das Lernen ein:
- Ich gestalte meinen Arbeitsplatz freundlich und praktisch, so dass ich mich wohl fühle und alle Arbeitsmittel in der Nähe habe.
- Ich ordne mein Arbeitsmaterial und sorge dafür, dass es in brauchbarem Zustand ist (gespitzte Bleistifte, Lineale ohne zerbrochene Kanten, Reservehefte, gefüllte Füller).
- Ich räume alles weg, was nicht zu meiner Arbeit gehört (besonders attraktive Spielsachen).
- Falls ich nicht ohne Musik arbeiten kann, suche ich mir leise, nicht zu rhythmische Musik.
Verhinderung von äußeren Störungen
Äußere Störungen lenken ab und erschweren das gleichmäßige Arbeiten. Ich schalte Störungen ab:
- Ich sage meinen Freunden, wann meine Arbeitszeit ist. Sie sollen während dieser Zeit weder anrufen noch vor der Tür stehen.
- Ich bitte meine Geschwister um Rücksicht. Während der Hausaufgaben sollte auf keinen Fall der Fernseher laufen.
- Ich beobachte mich, wenn ich besonders viel Zeit für die Hausaufgaben brauche. Schaue ich zu viel aus dem Fenster? Dann stelle ich meinen Schreibtisch an einen anderen Platz.
Sei kein Sklave der Zeit!
Ich kann lernen, mit der Zeit umzugehen. Niemand erwartet von mir, dass ich den ganzen Nachmittag lerne:
- Ich frage meinen Lehrer, wie lange ich für eine Hausaufgabe brauchen sollte.
- Zum Trainieren meines Zeitgefühls benutze ich eine Uhr.
- Ich fange mit längerfristigen Vorbereitungen rechtzeitig an.
- Ich plane meine Arbeitszeit ausreichend und lasse mich nicht unter Druck setzen.
- Ich traue mich, auch einmal meinem Lehrer zu sagen, dass ich eine Aufgabe zeitlich nicht geschafft habe, obwohl ich intensiv gearbeitet habe.
Gezieltes Rechtschreibtraining – die „Zettelkasten-Methode”
Viele Schülerinnen und Schüler, besonders in der Grundschule, haben Probleme mit der Rechtschreibung. Das ist weiter nicht verwunderlich, denn die Regeln der Rechtschreibung im Deutschen sind sehr kompliziert und oft nicht gerade logisch. Gleichzeitig ist die Beherrschung der Rechtschreibung ein Faktor, auf den in der Schule großer Wert gelegt wird; das ist, zumindest langfristig gesehen, auch ganz verständlich, denn unzureichende Rechtschreibkenntnisse erschweren sowohl die Schullaufbahn als auch das spätere Berufsleben ganz erheblich.
Wenn auch viele Schulkinder Probleme mit der Rechtschreibung haben, so haben doch nur wenige eine wirkliche Rechtschreibschwäche oder sind Legastheniker. Oft kann ein gezieltes Rechtschreibtraining helfen, bestehende Probleme zu beseitigen oder zumindest zu mildern. In dem vorliegenden Merkblatt möchten Ihnen die Schulpsychologinnen und Schulpsychologen des Rheinisch-Bergischen Kreises ein paar Techniken und Tipps vermitteln, wie man mit vergleichsweise einfachen Methoden in vielen Fällen eine Verbesserung der Rechtschreibung erreichen kann.
Vorab dazu einige allgemeine Bemerkungen, die Sie unter allen Umständen berücksichtigen sollten: Kaum eines der Kinder mit Rechtschreibproblemen schreibt gerne. Beim Üben gilt es also, nach Möglichkeiten zu suchen, die nicht mit einem übermaß an Schreiben verbunden sind.Das Üben darf niemals als Strafmaßnahme empfunden werden. Es darf nie heißen: „Weil Dein letztes Diktat so schlecht war, müssen wir jetzt üben.” Das Üben muss immer eine Zukunftsperspektive haben. „Wir müssen jetzt üben, damit Du beim nächsten Diktat, oder beim übernächsten, bessere Chancen hast.”
Üben muss regelmäßig erfolgen, aber mäßig. Ausuferndes Üben kurz vor einer Klassenarbeit bringt wenig Erfolg, sondern eine Steigerung der Stress-Faktoren, z.B. Prüfungsangst. Es ist günstiger, eventuell notwendige Rechtschreibübungen nicht als Bestandteil der Hausaufgaben zu sehen und zeitlich nicht an die Hausaufgaben zu binden. Es findet sich meist ein besser geeigneter Zeitpunkt für diese zusätzlichen Übungen.
I. Die Fehleranalyse
Wenn Ihr Kind sehr viele Rechtschreibfehler macht, sollten Sie zuerst versuchen, die Art der Fehler etwas genauer zu bestimmen und einzugrenzen. Dabei genügt vorerst eine recht grobe Einteilung.
Der häufigere Fall sind die Regelfehler, also solche Fehler, die aus falscher Anwendung einer Rechtschreibregel entstehen. Typisch für die Regelfehler ist, dass das Wort seinen grundsätzlichen Klang beim Vorlesen nicht verlieren würde. Innerhalb der Regelfehler gibt es einige Gruppen, die besonders häufig vorkommen und im Folgenden erläutert werden sollen.
- Fehler bei Groß- und Kleinschreibung sind besonders typische Regelfehler. Die Regeln für Groß- und Kleinschreibung sind im Deutschen so kompliziert wie in kaum einer anderen Sprache.
- Fehler bei der Konsonanten-Verdopplung sind recht häufig. Es steht dann komen statt kommen, wolen statt wollen, herlich statt herrlich. Oftmals treten die Dopplungsfehler als Folge der Ableitungsfehler auf, die weiter unten besprochen werden.
- Eng verwandt mit den Dopplungsfehlern sind die Dehnungsfehler. Es wird vil statt viel geschrieben, vielleicht aber auch vihl oder viehl, boren statt bohren, Sal statt Saal. Bereits diese kleine Auswahl von Beispielen zeigt die Unterschiedlichkeit von Vokaldehnungen; sie zeigt auch, dass die jeweilig nötige Art der Vokaldehnung nicht immer gerade logisch ist. Auch wird klar, dass die Vokaldehnung nicht immer gut hörbar ist. Warum heißt es Saal, wenn das größte Säugetier der Welt sich Wal schreibt, und man sich einen Schal um den Hals legt? Warum muss man ‘bohren’ mit ‘h’ schreiben, ‘verloren’ aber ohne?
- Ebenfalls häufig sind die Ableitungsfehler. Das sind falsche Schreibweisen, die sich aus fehlender oder falscher Ableitung vom Wortstamm ergeben. Typische Beispiele: Welder statt Wälder, Verkeuferin statt Verkäuferin, grebt oder grept statt gräbt. Weiter oben wurde schon erwähnt, dass Ableitungsfehler oft in Kombination mit Dopplungsfehlern erscheinen, z.B. komt statt kommt, kleft statt kläfft, rent statt rennt. Ableitungsfehler machen sich besonders häufig am Wortende bemerkbar, wenn beispielsweise aus dem Kalb ein Kalp wird, ein Fehler, der ausschließlich durch Verlängerung des Wortstamms (Kalb Kälber) vermieden werden kann.
- Ein weiterer Regelfehler bezieht sich auf ‘st’ und ‘sp’. Es steht verschprochen statt versprochen, geschtochen statt gestochen, Schtreit statt Streit. Dieser Fehler tritt bei Kindern aus dem Rheinland häufiger auf.
- Ein speziell für Kinder des dritten Schuljahrs typischer Fehler bezieht sich auf das ‘qu’, das noch nicht beherrscht wird und meist durch ‘kw’ ersetzt wird, also Kwelle statt Quelle.
Die Erklärung und die Beispiele haben Ihnen gezeigt, dass bei den Regelfehlern die Schreibweise zwar eindeutig falsch ist, aber die Klangqualität des Wortes immer erhalten bleibt. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ein Kind mit Rechtschreibproblemen alle diese möglichen Regelfehler in gleichem Umfang macht. Die Erfahrungen des Schulpsychologischen Dienstes zeigen, dass bei den meisten Schülerinnen und Schülern bestimmte Fehlerschwerpunkte festzustellen sind. Bei solchen Schulkindern, deren Rechtschreibfehler hauptsächlich im Regelbereich liegen, lässt sich durch gezieltes und systematisches Üben oft bereits ein guter Erfolg erzielen.
Schwieriger ist es bei einer Häufung von Wahrnehmungsfehlern. Das sind solche Fehler, die nicht aus falscher Anwendung einer Rechtschreibregel erwachsen, sondern aus der falschen oder ungenauen Wahrnehmung eines diktierten Wortes. Bei den Wahrnehmungsfehlern bleibt die Klanggestalt des Wortes nicht erhalten, der Fehler würde also beim Vorlesen des geschriebenen Textes deutlich hörbar. Eine Analyse der Wahrnehmungsfehler ist schwieriger als die Aufgliederung der Regelfehler. Man unterscheidet zwei grundsätzliche Fehlergruppen.
- Bei den Trennschärfe–Fehlern werden Buchstaben (speziell Konsonanten) ungenau wahrgenommen. Es heißt z.B. dann Grebs statt Krebs, Trachen statt Drachen, Plume statt Blume. Der Fehlertyp tritt oft am Wortanfang auf. Zur Erläuterung noch ein Beispiel zur Vertauschung von ‘g’ und ‘k’: Kroschen statt Groschen ist ein Trennschärfefehler, träkt statt trägt dagegen ein Ableitungsfehler, wie oben erläutert.
- Die zweite Hauptgruppe der Wahrnehmungsfehler sind die Durchgliederungsfehler. Die Schwierigkeit liegt hier in der Durchgliederung längerer Buchstabenfolgen und der Vertauschung von Buchstaben. Beispiele: ausgesterkt statt ausgestreckt, versporchen statt versprochen, rutstch statt rutscht. Auch beim Weglassen mitklingender Buchstaben handelt es sich in aller Regel um Durchgliederungsfehler.
Eine Analyse der Wahrnehmungsfehler ist, wie gesagt, etwas komplizierter. Wenn Sie den Eindruck haben, dass bei Ihrem Kind besonders viele Fehler dieser Art vorkommen, sollten Sie fachliche Hilfe in Anspruch nehmen. Das kann ein Erfahrungsaustausch mit Klassenlehrerin oder Klassenlehrer sein, oder auch eine Anmeldung beim Schulpsychologischen Dienst, um genauer herauszufinden, in welchem Bereich ein besonderer Förderbedarf vorliegt.
Achtung: Dieser ‘Ausflug’ in die Fehleranalyse mag Ihnen recht kompliziert und aufwändig vorgekommen sein. Um beurteilen zu können, ob Ihrem Kind ein gezieltes Rechtschreibtraining in der Art, die wir Ihnen später vorschlagen möchten, nutzen kann, sollten Sie sich nur zwei Fragen stellen.
- Ist die Fehlermenge so extrem hoch, dass man den geschriebenen Text nur noch mit großer Müheentziffern kann?
- Handelt es sich bei den auftretenden Fehlern zu einem großen Teil (etwa mehr als ein Drittel) um Wahrnehmungsfehler in der oben beschriebenen Art?
Wenn Sie diese beiden Fragen verneinen können und mit Ihrem Kind darüber einig sind, dass Sie gemeinsam etwas für die Verbesserung der Rechtschreibung tun müssen, dann sollten Sie das gezielte Rechtschreibtraining nach unserer ‘Zettelkasten-Methode’ versuchen. Wenn Sie eine der beiden Fragen bejahen müssen, sollten Sie fachliche Hilfe in Anspruch nehmen. Nähere Auskünfte dazu kann Ihnen der Schulpsychologische Dienst geben.
II. Der Zettelkasten
Wir haben schon darauf hingewiesen, dass Kinder mit Rechtschreibproblemen in aller Regel nur ungern schreiben. Dieser Umstand spricht gegen die übliche Art des Übens, das ‘Übungsdiktat’. Nehmen Sie als Beispiel ein Übungsdiktat von 100 Wörtern; ein sehr schlechter Rechtschreiber wird vielleicht 25 Fehler dort ‘hineinpacken’. Das heißt aber auch, dass er (oder sie) 75 Wörter fehlerfrei geschrieben hat. Warum sollte man diese fehlerfrei geschriebenen Wörter mit jemandem üben, der doch ungern schreibt? Die Zettelkasten-Methode will das Üben auf die Bereiche zurückführen, in denen Übung wirklich notwendig ist.
Zuerst beschaffen Sie einen normalen Karteikasten für Karten im Format DIN A 6 und die passenden Karteikarten, am besten in linierter Ausführung.
Der nächste Schritt besteht darin, die ‘typischen Fehler’ Ihres Kindes herauszusuchen. Der einfachste Weg ist, aus Texten, die Ihr Kind geschrieben hat (Hausaufgaben z.B.), die konkret gemachten Fehler herauszuschreiben. Bei einigen oder vielen dieser Fehler wird es Ihnen so gehen, dass Sie spontan denken: „Das ist ja wieder typisch!” Schauen Sie sich die Fehler auch einmal unter dem Gesichtspunkt der weiter oben beschriebenen Regelfehler–Typen an. In vielen Fällen werden Sie entdecken, dass es Häufungen bei bestimmten Fehlerarten gibt, oft bei Dehnungs-/Dopplungsfehlern oder bei Ableitungsfehlern. Manchmal entdeckt man auch ganz andere typische Fehler, beispielsweise die häufige Verwechslung von ‘f’ und ‘v’.
Wenn Sie solche ‘typischen Fehler’ entdecken, können sie über die in den Heften gefundenen Fehler hinaus weitere Wörter ‘erfinden’, in denen der gleiche Fehler auftreten kann. Um beim Beispiel von ‘v’ und ‘f’ zu bleiben: wenn Sie feststellen, dass Ihr Kind die Vorsilbe ‘ver-’ oft mit ‘f’ schreibt, können Sie beliebig viele Wörter mit der gleichen Vorsilbe hinzufügen.
Diesen Katalog von vorgefundenen oder daraus abgeleiteten Wörtern müssen Sie nun auf die Karteikarten übertragen, und zwar auf jede Karteikarte nur ein Wort, das in das obere Feld geschrieben wird. Am besten ist es, wenn Sie das Wort in der Schrift eintragen können, die das Kind in der Schule lernt (also lateinische Schrift oder Vereinfachte Ausgangsschrift). Falls Ihnen das Probleme macht, was Erwachsenen bei der Vereinfachten Ausgangsschrift schon mal passiert, nehmen Sie Druckbuchstaben, ruhig auch Schreibmaschine oder Computer. Unsere Musterkarte sieht dann so aus:
Verkäuferin |
Sollte der Fehler nur im Zusammenhang eines Satzes erscheinen (besonders häufig bei Ableitungsfehlern), bilden Sie einen passenden Satz:
Er gräbt ein Loch |
Hier geht es nur um das Wort ‘gräbt’, denn wir können davon ausgehen, dass ‘er’, ‘ein’ und ‘Loch’ sowieso richtig geschrieben würden. Beim späteren Üben wird auch nur ‘gräbt’ geschrieben, genauer wird das gleich noch erläutert.
Auf diese Weise legen Sie den Grundstock zum Zettelkasten an. Für den Anfang sollten Sie schon 30 bis 60 Kärtchen vorsehen, wobei einige Wörter dabei sein sollten, die Ihr Kind auch auf Anhieb richtig schreiben dürfte. Das ist wichtig für einen gelungenen Einstieg in diese Art des Übens.
III. Die Abmachung
Wer jemals mit seiner Tochter oder seinem Sohn Rechtschreibung geübt hat, weiß genau, wie leicht es dabei zu Krach und Streiterei kommt, besonders über die Länge der Übungszeit. Gerade bei den üblichen Übungsdiktaten ist es ja auch schwer, vorher eine Zeitdauer genau festzulegen. Bei der Zettelkasten-Methode, bei der wortweise geübt wird, ist das schon einfacher.
Sie sollten also vorab klären, wie oft und wie lange geübt werden soll. Bewährt hat es sich, täglich (oder besser werktäglich) zu üben, dafür aber kurz. Faustregel: für Zweitklässler 10 Minuten, für Drittklässler 15, für Viertklässler 20. Für manche Kinder mag es sinnvoller sein, nur an zwei Tagen in der Woche zu üben, dafür aber samstags und sonntags jeweils 30 Minuten. Das ist eine Frage der individuellen Vereinbarung, Sie müssen das mit Ihrem Kind besprechen. Wenn aber eine Abmachung gefunden ist, muss die absolut bindend sein, und zwar für beide Seiten. Sie sollten die Abmachung für einen Monat festlegen; danach kann man überlegen, ob die Vereinbarung sinnvoll war oder verändert werden müsste.
Sie können mit Ihrem Kind auch durchaus Belohnungen für das Einhalten der Abmachungen vereinbaren. ‘Erlaubt’ ist dabei alles außer Geld. Für viele Kinder ist es die schönste Belohnung, wenn Mutter oder Vater sich nach einer Viertelstunde des Übens eine Viertelstunde Zeit nehmen, ganz ‘exklusiv’; dabei kann man spielen, erzählen, oder auch einfach nur mal ganz aufmerksam zuhören.
Die Abmachungen sollten wirklich ganz korrekt eingehalten werden. Die Zeit z.B. sollte mit einem Küchenwecker überwacht werden. Kinder brauchen Verlässlichkeit. Einigen Sie sich also mit Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn nur auf solche Abmachungen, die von beiden Seiten einzuhalten sind. Achten Sie z.B. auf Termine Ihres Kindes (Sportverein, Kieferorthopäde und ähnliches).
IV. Das Üben
Die Vorbereitungen sind getroffen. Sie haben die ‘typischen Fehler’ herausgesucht und den Grundstock zum Zettelkasten angelegt, Sie haben die nötigen Vereinbarungen mit Ihrem Kind getroffen. Der erste Übungs-Termin ist da, es kann losgehen!
- Sie legen Ihrem Kind die Karteikarte vor. Es muss selber sein gerade geschriebenes Wort mit dem Wort auf der Karteikarte vergleichen. Dieser Schritt ist ganz wichtig. Hier gibt es nun zwei Alternativen:
- Ihr Kind schreibt das Wort auf sein Blatt und spricht es leise mit; Sie sagen nichts dazu!
- Sie ziehen eine Karte aus dem Zettelkasten und diktieren das Wort auf der Karteikarte, wenn es ein Einzelwort ist.
Handelt es sich um ein Wort im Zusammenhang des Satzes, dann weisen Sie zuerst darauf hin, diktieren dann das unterstrichene Wort und lesen anschließend den Satz vor. Es muss aber nur das Wort geschrieben werden, in unserem Beispiel von Seite 4 also ‘gräbt’. - Sie bekommen den Zettelkasten, Ihr Kind bekommt ein liniertes Blatt und einen Bleistift.
- Sie stellen den Küchenwecker auf die abgemachte Zeit ein.
- Sie setzen sich in Ruhe mit Ihrem Kind an den vereinbarten Arbeitsplatz.
- Ihr Kind hat einen Fehler in dem Wort. Dann muss es das Wort auf dem unteren Teil der Karteikarte noch einmal richtig abschreiben. Anschließend unterstreicht es mit einem grünen Stift den Buchstaben oder den Bereich des Wortes, den es falsch geschrieben hat. Nehmen wir unser Beispiel ‘Verkäuferin’: hat Ihr Kind auf seinem Blatt ‘Ferkäuferin’ geschrieben, unterstreicht es auf der Karteikarte das ‘V’. Hat es vielleicht ‘Verkeuferin’ geschrieben, muss es auf der Karte das ‘äu’ unterstreichen.
- Ihr Kind hat das Wort auf seinem Blatt richtig geschrieben. Prima! Dann muss es das Wort in dieser richtigen Schreibweise noch einmal auf die Karteikarte schreiben. Da das Wort keinen Fehler enthielt, muss auch kein Buchstabe oder kein Bereich grün markiert werden. Stattdessen darf Ihr Kind eine Ecke der Karteikarte mit einem auffälligen Stift (roter Filzstift oder besser noch Neon-Marker) anmalen.
- Die Karte kommt zurück in den Kasten, die Übungseinheit ist beendet und eine neue Karteikarte wird gezogen
- Dieses Vorgehen wiederholen Sie so lange (aber natürlich nicht am selben Tag), bis die vier Ecken einer Karteikarte markiert sind, Ihr Kind das Wort also viermal nach Diktat richtig geschrieben hat.Im günstigsten Fall, wenn Ihr Kind das Wort jeweils auf Anhieb richtig schreiben konnte, steht es viermal richtig auf der Karteikarte.Im ungünstigeren Fall steht es öfter darauf; wenn Ihr Kind das Wort dreimal falsch und viermal richtig geschrieben hat, steht es eben siebenmal auf der Karteikarte, und zwar dreimal mit grüner Markierung und viermal ohne.Das Wort gilt jetzt als erledigt; die Karteikarte wird aber nicht weggeworfen, sondern im Karteikasten nach hinten gesteckt. Erfolge und Fortschritte werden so besser sichtbar. Wenn Sie mit der Zettelkasten–Methode beginnen, sollten Sie anfangs einige einfache Wörter einbauen, damit Ihr Kind bald die ersten Karten erledigt hat und das System der ‘vier roten Ecken’ versteht.
V. Der aktuelle Stand
Weil mit zunehmendem Erfolg Karteikarten ‘nach hinten wandern’, muss die Kartei regelmäßig aufgefüllt werden. Gehen Sie dabei genauso vor wie bei der Anlage des Karten-Grundstocks. Nehmen Sie nur solche Wörter in die Kartei auf, die Ihrem Kind wirklich Schwierigkeiten bereiten. Entnehmen Sie die Worte (soweit möglich) Texten, die Ihr Kind geschrieben hat, z.B. Hausaufgaben, Klassenarbeiten, Sachkunde-Texten oder Briefen.
Es hat sich bewährt, die Rechtschreibkartei einmal pro Woche zu kontrollieren und zu ergänzen, spätestens aber nach zwei Wochen. Besonders im dritten Schuljahr ist es üblich, dass die Lehrerin oder der Lehrer einige Tage vor einem Klassenarbeits-Diktat die ‘schwierigen Wörter’ der kommenden Klassenarbeit zum Üben bekannt gibt, als Wortliste oder als leicht veränderter Text. Nehmen Sie diese Wörter sofort in die Kartei auf.
Die Arbeit, den Karteikasten auf den jeweils aktuellen Stand zu bringen, ist sicher lästig. Es ist aber die einzige Möglichkeit, wirklich individuell zu üben, also einen Fehlerkatalog zu erstellen, der genau den Übungsbedürfnissen des Kindes gerecht wird. Darin liegt der wesentliche Unterschied zwischen Zettelkasten–Methode und vorgefertigten Rechtschreib-Programmen, die im Buchhandel angeboten werden.
Leonard Liese, April 2001
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Die wichtigsten Lerntipps kurz und bündig
- Lass dir von deinem Fachlehrer erklären, was du lernen sollst: Gut geplant ist halb gelernt.
- Lerne langfristig und vorausschauend!
Bereite dich auf die Nachprüfung nicht erst kurz vor dem Termin vor, sondern fang schon einige Zeit früher an. Lieber regelmäßig zwei Stunden am Tag als einmal 6 Stunden. - Plane Deine Lernzeit mit dem Terminkalender!
Reserviere dir feste Zeiten zum Lernen. Trage in deinem Terminkalender ein, was wann zu erledigen ist. - Mache Dir einen Tagesplan und einen Wochenplan!
Teile den Stoff in Portionen auf, z.B. nach Fachgebieten und verteile sie über die Zeit, damit du ihn ohne Stress und Zeitdruck bewältigen kannst. Achte darauf, dass täglich leichte aber auch schwere Inhalte vorkommen. Hake ab, was du erledigt hast; das hilft die nächsten Aufgaben anzugehen und vermittelt das tolle Gefühl, wieder „einen Packen” geschafft zu haben. - Verschiebe dringende Arbeiten nicht auf morgen!
- Gestalte Deinen Arbeitsplatz übersichtlich!
Weg mit allem, was nichts mit dem Lernen zu tun hat und her mit allem, was du brauchen wirst: Fachbücher, Nachschlagewerke, Stifte, Schreibblock (keine fliegenden Blätter), Haushefte, Taschenrechner etc. - Schalte beim Lernen Radio und Fernseher aus!
Das könnte doch eine Belohnung nach dem Lernen sein? - Lernfreunde gesucht!
Wenn du in einem Fach nicht klar kommst, suche den Kontakt zu Klassenkameraden, die gerade dieses Fach besonders mögen. Was findet deine Freundin oder dein Freund so positiv an diesem Fach? Übe mit deinen Lernfreunden. - Lerne auf mehreren Lernwegen!
Lerninhalte kann man mit den Augen, den Ohren und den Händen erfassen. Lies laut! Fasse Dinge an! Mach dir eine Zeichnung oder Grafik! Baue dir Eselsbrücken in Form von z.B. Reimen, Versen, Bildern o.ä. Je mehr Lernkanäle du verwendest, desto besser kannst du behalten. Lies Vokabeln auch laut und schreibe sie öfters. Mache beim Lernen 3er oder 5er Päckchen. Wiederhole sie in regelmäßigen Abständen. Bilde kurze Sätze mit den schwierigen Vokabeln. - Schreib Dir Notizzettel!
Notizzettel sind eine gute Grundlage für die Prüfungsvorbereitung. Schreibe – mit eigenen Worten – so, dass du es auch nach Tagen noch lesen kannst. Beschrifte Notizblätter (in Stichwörtern, nicht in Sätzen) nur auf einer Seite und lass einen breiten Rand frei für spätere Ergänzungen. Wenn die Blätter mit Datum und Überschrift versehen sind, findest du sie schneller und weißt sofort, worum es geht. - Wiederhole in regelmäßigen Abständen!
Mehrfaches Wiederholen in festen Abständen ist unerlässlich! Erste Wiederholung am nächsten Tag, dann nach zwei Tagen, drei Tagen. Prüfe auch später immer mal wieder nach. - Übe den Lernstoff mit Hilfe kleiner Fragekärtchen!
Verwende eine Lernkartei, vor allem für Vokabeln, Formeln usw. Auf der Vorderseite der Kärtchen steht die Frage oder die Vokabel, auf der Rückseite die Antwort oder Übersetzung. Damit geht auch das Wiederholen z.B. in Geschichte, Biologie oder Erdkunde spielend! - Lerne ähnliche Fächer nicht hintereinander!
Es kann sonst zu Verwechslungen kommen. Mache lieber dazwischen eine Pause oder lerne ein bestimmtes Thema am nächsten Tag; das erleichtert Lernen und Behalten - Mache gelegentlich Pausen!
Lerne nicht alles an einem Stück, sondern lege zwischendurch immer wieder kleine Pausen ein. - Prüfe, ob das Gelernte auch tatsächlich sitzt!
Halte dir kleine Vorträge zum Lernstoff. Denk dir Prüfungsfragen aus und beantworte sie. - Belohne Dich nach getaner Arbeit durch etwas Schönes!