Lern­hil­fen

Sinn­vol­le Hil­fe bei Hausaufgaben

Soll ich mei­nem Kind über­haupt bei den Haus­auf­ga­ben hel­fen? Und wenn ja, wie soll ich es sinn­voll tun?” Die­se oft gestell­ten Fra­gen sind The­ma des Eltern­brie­fes. Sie bekom­men dar­auf eine gan­ze Rei­he von kon­kre­ten Ant­wor­ten – alle haben sie jedoch ein Grund­prin­zip gemeinsam:

Ja, Sie sol­len Ihrem Kind hel­fen – aber im Sin­ne der Hil­fe zur Selbst­hil­fe. Sie dür­fen Ihrem Kind immer nur so viel Hil­fe anbie­ten, wie unbe­dingt nötig ist, damit es selb­stän­dig wei­ter­ar­bei­ten kann.

Nur dann besteht die Chan­ce, dass Ihr Kind wirk­lich etwas lernt und sei­nen Lern­erfolg auch als eige­nen Erfolg ansieht. Zu viel Hil­fe macht Ihr Kind unselb­stän­dig, ver­hin­dert, dass es eine ähn­li­che Auf­ga­be selbst löst, und lässt Ihr Kind die Erfah­rung machen: „Sel­ber kann ich’s ein­fach nicht.” Lang­fris­tig führt zu viel Hil­fe zum Gegen­teil des Gewünsch­ten – näm­lich zum Ver­sa­gen des Kindes.

All­ge­mein gilt des­halb auch:

Lösen Sie nie eine gan­ze Auf­ga­be bzw. beant­wor­ten Sie nie eine auf­ge­ge­be­ne Fra­ge voll­stän­dig! Geben Sie Anstö­ße – und las­sen Sie Ihr Kind dann sel­ber wei­ter­ma­chen, ver­bun­den mit einem auf­mun­tern­den Wort („Das schaffst du schon!”).

Die vor­ge­stell­ten Ein­zel­maß­nah­men bau­en auf­ein­an­der auf; wenn eine frü­her genann­te Metho­de nicht reicht, kön­nen Sie einen Schritt wei­ter­ge­hen. Einen Teil der Maß­nah­men kön­nen Sie auch ergrei­fen, wenn Sie von dem Fach, das Pro­ble­me macht, wenig oder gar nichts ver­ste­hen; ein ande­rer Teil ver­langt hin­ge­gen Fach­kennt­nis­se. Wenn Sie mer­ken, dass Sie selbst das fach­li­che Pro­blem nicht ver­ste­hen, soll­ten Sie das Ihrem Kind offen sagen – Sie hel­fen ihm damit mehr, als wenn Sie selbst im Nebel her­um­sto­chern, denn Sie ver­wir­ren Ihr Kind unter Umstän­den. Erfah­rungs­ge­mäß steigt übri­gens der Respekt von Kin­dern gegen­über Erwach­se­nen, wenn die­se offen zuge­ben, was sie kön­nen und was nicht. Und noch ein Letz­tes ist wich­tig, wenn auch eigent­lich selbstverständlich:

Eltern sind nicht die Nach­hil­fe­leh­rer der Nati­on. Wenn Sie hel­fen kön­nen, ist das o.k., wenn nicht, ist es auch in Ord­nung. Haupt­ver­ant­wort­lich für die Klä­rung von Unver­stan­de­nem sind die Fachlehrkräfte.

Wenn es gar nicht um das Fach­li­che geht…  Hil­fen im emo­tio­na­len (gefühls­mä­ßi­gen) Bereich

Erzäh­len lassen!

Kin­der sind oft fach­lich durch­aus in der Lage, eine Auf­ga­be zu erle­di­gen, sind jedoch gefühls­mä­ßig blo­ckiert. Bei­spiels­wei­se bedrü­cken das Kind Pro­ble­me mit Mit­schü­lern, lei­det es unter einem Geschwis­ter, hat es etwas ange­stellt, was es noch nicht gebeich­tet hat, usw. Es gibt sogar, und nicht ein­mal sel­ten, Fäl­le, in denen die Kin­der unter Span­nun­gen zwi­schen Eltern­tei­len so stark lei­den, dass sie geis­tig und see­lisch vor allem mit die­sem The­ma beschäf­tigt sind. Kin­der bekom­men sehr viel mehr mit, als man als Erwach­se­ner meint und hofft!)

Erkun­di­gen Sie sich erst ein­fühl­sam, ob Ihr Kind irgend­ein sol­ches Pro­blem mit sich her­um­schleppt – meist spü­ren Sie als Eltern ja ohne­hin, ob in Ihrem Kin­de etwas „bro­delt”. Die mensch­li­chen Pro­ble­me eines Kin­des müs­sen immer Vor­rang haben vor Schu­le und Haus­auf­ga­ben – und sie haben auch tat­säch­lich und unver­meid­lich Vor­rang, was sich z.B. in dar­aus resul­tie­ren­der Kon­zen­tra­ti­ons­un­fä­hig­keit äußert.

Zuwen­dungs­an­ge­bo­te machen!


„Pro­bie­re es jetzt allei­ne, dei­ne Haus­auf­ga­ben zu machen, denn du kannst das sicher; nur wenn du son­der­li­che Schwie­rig­kei­ten hast, kommst du zu mir. In einer hal­ben Stun­de machst du dann Pau­se und wir rat­schen mit­ein­an­der / spie­len mit­ein­an­der (oder Ähn­li­ches).„
Nicht sel­ten ver­fol­gen Kin­der mit ihrem Ruf nach Hil­fe bei den Haus­auf­ga­ben eigent­lich das Ziel, die kör­per­li­che Nähe und die Zuwen­dung eines Eltern­teils zu gewin­nen. Wenn Sie durch Beob­ach­tung und Über­le­gung erkannt haben, dass die­se Situa­ti­on gege­ben ist, dür­fen Sie das kind­li­che Bedürf­nis nicht ein­fach zurück­wei­sen. Sie müs­sen es ernst neh­men – aber: Es darf nicht zum Dau­er­zu­stand wer­den, dass Ihr Kind sein Bedürf­nis im Zusam­men­hang mit Haus­auf­ga­ben stillt. Machen Sie dem Kind den Vorschlag:

Zie­hen Sie sich nicht abrupt zurück – und über­le­gen Sie auch, ob Ihr Kind wirk­lich genug von Ihnen hat

Schritt­wei­se Hil­fe zur Selbst­hil­fe bei fach­li­chen Problemen

Das Kind soll es erst ein­mal sel­ber versuchen!

Gewäh­ren Sie kei­ne Sofort­hil­fe, wenn Sie mer­ken, dass Ihr Kind sich mit der Auf­ga­be noch gar nicht aus­ein­an­der gesetzt hat. Als Hil­fe kön­nen Sie anbie­ten: „Wenn Schwie­rig­kei­ten auf­tau­chen, wenn du gar nicht mehr wei­ter­kommst, dann kom­me ich. Ansons­ten schaue ich dir ger­ne am Schluss die Auf­ga­ben durch.” Der letz­te Satz soll dabei so aus­ge­drückt wer­den, dass er vom Kind nicht als blo­ße Kon­trol­le ver­stan­den wird. Der Ton ist ent­schei­dend! Und den rich­ti­gen Ton zu fin­den gelingt wie­der­um nur, wenn man von der inne­ren Ein­stel­lung her auch tat­säch­lich nicht nur die Kon­trol­le im Sin­ne hat.

Erst Schwie­rig­kei­ten klären!

  • Auf­ga­ben­stel­lung erklä­ren lassen
  • Vom Kind erklä­ren las­sen, wor­in die Schwie­rig­keit besteht
  • Nach­fra­gen, ob die Schwie­rig­keit in dem oder dem Punkt besteht

Vor jeder wei­ter gehen­den Hil­fe muss die Beant­wor­tung der Fra­ge ste­hen: Was genau beherrscht das Kind nicht? Man darf nicht ver­su­chen, die Haus­auf­ga­ben ein­fach irgend­wie hin­ter sich zu brin­gen und das Unver­ständ­nis bei Teil­schrit­ten zu über­ge­hen. Man darf auch, und das ist beson­ders wich­tig, nicht ein­fach auf selbst ver­mu­te­te und viel­leicht völ­lig unzu­tref­fen­de Schwie­rig­kei­ten auf­bau­en – die Pro­ble­me des Kin­des lie­gen unter Umstän­den ganz woan­ders, und zwar dort, wo Erwach­se­ne es gar nicht ver­mu­ten. Geziel­te Hil­fe ist erst nach einer Ursa­chen­ab­klä­rung möglich.

Die Ursa­chen­ana­ly­se muss im Gespräch mit­ein­an­der durch­ge­führt wer­den. Unter Umstän­den soll­te der hel­fen­de Eltern­teil die Aus­füh­run­gen des Kin­des über sei­ne Ver­ständ­nis­schwie­rig­kei­ten noch­mals mit eige­nen Wor­ten wie­der­ge­ben, um zu prü­fen, ob man die Pro­ble­me wirk­lich rich­tig ver­stan­den hat. Wenn das Kind von sich aus Schwie­rig­kei­ten nicht so recht benen­nen kann, müs­sen Sie ihm natür­lich ver­schie­de­ne Erklä­run­gen für das Unver­ständ­nis anbieten.

Die Pro­ble­me lie­gen übri­gens oft im Ver­ständ­nis von Fremd­wör­tern oder Fach­be­grif­fen. Manch­mal zeigt sich auch, dass das Pro­blem in feh­len­dem Grund­wis­sen besteht. Wer z.B. Brü­che berech­nen will, muss tei­len kön­nen, und wird dabei schon Schwie­rig­kei­ten hat, dem hilft kei­ne noch so schö­ne Erklä­rung des Bruch­rech­nens selbst. Lie­gen Schwie­rig­kei­ten die­ser Art vor, soll das Kind das Pro­blem mit Hil­fe des Buches oder Hef­tes selbst klä­ren bzw. die Lücken auf die­se Wei­se schlie­ßen; gelingt dies nicht, kön­nen Sie – wenn Sie es kön­nen! – die Erklä­rung geben. Übri­gens lohnt sich das Auf­he­ben alter Hef­te und ggf. Bücher schon des­halb, weil dann ver­gleichs­wei­se schnell ein „Nach­schla­ge­werk” vorliegt.

Hil­fen bei unver­stan­de­ner Aufgabenstellung

Wenn Sie in der Lage dazu sind, erklä­ren Sie die Auf­ga­be mit eige­nen Wor­ten bzw. for­mu­lie­ren Sie die Fra­ge­stel­lung um. Machen Sie das aber nicht zu oft! Ihr Kind muss ja in der Lage sein, mit einer vor­ge­ge­be­nen Fra­ge­stel­lung zurecht zu kom­men. Soll­te Ihr Kind mit der Auf­ga­ben­stel­lung immer wie­der Pro­ble­me haben, müs­sen Sie mit dem Fach­leh­rer dar­über reden. Falls Sie die Auf­ga­ben­stel­lung selbst nicht erklä­ren kön­nen, soll­ten Sie Ihr Kind bei einem Mit­schü­ler anru­fen las­sen. Soll­te auch das nichts brin­gen, schrei­ben Sie Ihrem Kind eine Notiz für den Leh­rer ins Heft, dass schon die Auf­ga­ben­stel­lung nicht zu klä­ren war, und unter­schrei­ben Sie. Dann weiß der Leh­rer, was die Ursa­che für eine nicht gemach­te Haus­auf­ga­be ist.

Hil­fen, wenn die Auf­ga­ben­stel­lung klar, die eigent­li­che Bear­bei­tung aber nicht mög­lich ist

indi­rek­te Hilfen

  • Auf frü­her gemach­te Auf­ga­ben der­sel­ben Art verweisen!
  • Auf Schul­heft bzw. Buch verweisen!
  • Unter Umstän­den auch auf Lexi­ka oder der­glei­chen verweisen!

Ihr Kind wird auf die­se Wei­se ange­regt, über den ja bestehen­den Zusam­men­hang zwi­schen Haus­auf­ga­ben und Unter­richt nach­zu­den­ken, und macht damit die wich­ti­ge Erfah­rung, dass man mit die­ser Metho­de in den meis­ten Fäl­len Schwie­rig­kei­ten beherr­schen kann. Ihr Kind lernt also Selbstständigkeit.

direk­te Hilfen

  • Geziel­te Erklä­run­gen geben, um klei­ne­re Lücken zu schließen!
  • Umfang­rei­che­re Auf­ga­be in Teil­auf­ga­ben zerlegen!
  • Ers­ten Teil der Auf­ga­be lösen (bzw. ers­ten Satz einer Über­set­zung bzw. Ein­lei­tung in einem Auf­satz formulieren)!

Der ers­te Schritt fällt bekannt­lich oft sehr schwer, ist er aber getan, dann „fällt der Gro­schen”, und es geht ganz ein­fach wei­ter. „Der ers­te Schritt” heißt in der Pra­xis: der ers­te Satz einer Gram­ma­tik­übung, der ers­te Teil einer Mathe­ma­tik­auf­ga­be, die ers­te von meh­re­ren Fra­gen zu einem Text, die Ein­lei­tung bei einem Auf­satz. Wie bei allen Hil­fen gilt: Sei­en Sie vor­sich­tig und gehen Sie spar­sam mit die­ser Metho­de um! Das Kind darf sich nicht dar­an gewöh­nen, immer den Anfang „ser­viert” zu bekom­men. Ab und an frei­lich kann die­se Hil­fe wirk­lich nötig und sinn­voll sein.

Auf­ga­be Schritt für Schritt gemein­sam bear­bei­ten!

Wenn es nicht gelingt, beim ers­ten Schritt eine Hil­fe zu geben, dann wird es nötig sein, wei­te­re Schrit­te gemein­sam zu bear­bei­ten. Das bedeu­tet aber nicht, dass Vater oder Mut­ter den­ken und dik­tie­ren und das Kind nur noch schreibt. Immer soll es das Kind sein, dass zuerst den nächs­ten Schritt über­legt bzw. die nächs­te For­mu­lie­rung selbst bringt.

Feh­ler sel­ber kor­ri­gie­ren lassen!

Dem Kind sagt man zunächst nur: „Schau mal, da (in die­ser Zei­le, in die­sem Absatz) ist ein Feh­ler.” Es ent­wi­ckelt dadurch ein Auge für Feh­ler (das muss es ja besit­zen!), erkennt viel­leicht selbst, wor­in der Feh­ler besteht, und ver­bes­sert ihn mög­li­cher­wei­se sel­ber. Auf die­se Wei­se kommt ihm der Feh­ler auch nicht so schlimm vor – eine für das Selbst­be­wusst­sein eher ängst­li­cher Kin­der sehr vor­teil­haf­te Wirkung!

Auf­ga­be Schritt für Schritt bear­bei­ten las­sen und nach jedem Schritt die Rich­tig­keit überprüfen!

Das ist vor allem bei umfang­rei­che­ren Auf­ga­ben nötig bzw. sinn­voll, um zu ver­mei­den, dass ein Feh­ler durch die gan­ze Arbeit gezo­gen wird. Ver­bin­den Sie die Über­prü­fung mit aner­ken­nen­den Wor­ten, wenn das Ergeb­nis stimmt, um das Kind aufzubauen.

Wenn nötig: Aufhören!

Soll­ten all die genann­ten Hil­fen nichts fruch­ten, dann soll­ten Sie der unleid­li­chen Ange­le­gen­heit ein Ende set­zen. Viel­leicht hilft es, spä­ter (nach einer Erho­lungs­pau­se) wei­ter­zu­ma­chen. Das Gehirn arbei­tet näm­lich unter­be­wusst wei­ter; viel­leicht haben Sie selbst schon erlebt, dass Sie eine unlös­bar erschei­nen­de Auf­ga­be nach einer Pau­se plötz­lich lösen konn­ten, ja dass Ihnen die Lösung auf ein­mal bei einer ganz ande­ren Tätig­keit ein­fiel. Wenn auch das nichts bringt, schrei­ben Sie Ihrem Kind ein paar Zei­len ins Heft (mit Unter­schrift, damit der Leh­rer weiß, was los ist, und nicht ver­mu­tet, dass eine Haus­auf­ga­be bloß aus Faul­heit nicht gemacht wurde.

Autor: Alex­an­der Geist, Staat­li­cher Schulpsychologe

Das Gehirn bestimmt, wie wir lernen

Die Arbeits­wei­se des Gehirns und sei­ner Mil­li­ar­den Ner­ven­zel­len, ihre unvor­stell­ba­re Ver­net­zung und die Ver­än­der­bar­keit der Kon­tak­te zwi­schen die­sen Ner­ven­zel­len im Gehirn erklä­ren, wie wir ler­nen. Nach­ste­hend sind wich­ti­ge Regeln fürs Ler­nen ohne die bio­lo­gi­schen Erklä­run­gen aufgeführt.

  • Wer ler­nen will, muss moti­viert, auf­merk­sam und kon­zen­triert sein.
  • Die Unter­bre­chung der Auf­merk­sam­keit wäh­rend des Ler­nens durch Stö­run­gen und Ablen­kun­gen hebt das gera­de Gelern­te teil­wei­se wie­der auf.
  • Ler­nen braucht zur Fes­ti­gung Zeit.
  • Lern­pau­sen mit Ruhe und aus­rei­chen­dem Schlaf die­nen zum Ord­nen und fes­ten Ein­spei­chern von Fakten.
  • Reiz­über­flu­tung (PC-Spiele, Fern­se­hen, Poke­mon­kar­ten u.ä.) behin­dert und stört das Ler­nen. Fern­se­her und PC gehö­ren nicht ins Kin­der­zim­mer. Auch Unge­duld (Ablen­kung!) bei Haus­auf­ga­ben und beim Ler­nen, weil Freun­de, „Wich­ti­ges”, „Auf­re­gen­des” oder „Spaß­be­schäf­ti­gung” war­ten, blo­ckiert das Ler­nen. Eltern sol­len kla­re und fes­te Gren­zen setzen.
  • Ler­nen geschieht immer über Muster-Erkennung, mög­lichst über meh­re­re „Ein­gangs­ka­nä­le”. Des­halb ist die Wahr­neh­mung mit­tels Augen, Ohren und Hän­den wichtig.
  • Gefüh­le wie Angst oder Freu­de beein­flus­sen stark den Lern­erfolg. Angst und Unbe­ha­gen len­ken zur Abwen­dung und Flucht, dage­gen för­dern ent­spann­te und posi­ti­ve Atmo­sphä­re, ruhi­ge Zuwen­dung von Eltern und Leh­rern, Erfol­ge, Freu­de und Ver­trau­en die Hin­wen­dung, die Moti­va­ti­on und das erfolg­rei­che Lernen.
  • Fürs Ler­nen ist die eige­ne Erfah­rung durch eige­ne Beschäf­ti­gung wich­ti­ger als die Instruk­ti­on (Beleh­rung).
  • Das „Pre­di­gen” von Grammatik‑, mathe­ma­ti­schen und ande­ren Regeln nützt nichts. Statt­des­sen müs­sen Wor­te, For­men und Bei­spie­le aus­rei­chend häu­fig wie­der­holt und ange­wen­det wer­den. Weil bestehen­de Regeln oft erst spä­ter intel­lek­tu­ell begrif­fen wer­den, ist das Üben an Bei­spie­len für Schü­ler so wichtig.
  • Beim Ler­nen soll immer Vor­wis­sen genutzt, also mit ein­ge­bracht werden.

Die bes­te Zeiteinteilung

Fol­gen­de Punk­te kön­nen dir bei der Anfer­ti­gung der Haus­auf­ga­be helfen:

  • Pla­ne fes­te Arbeits­zei­ten ein (Wochen­plan!)
  • Wechs­le ab zwi­schen münd­lich und schrift­lich, schwer und leicht.
  • Lege Pau­sen ein (nach 30 Minu­ten Ler­nen ca. 5 Minu­ten Pause)

Schü­ler­infor­ma­ti­on zur Lernberatung

Gut vor­be­rei­tet ist halb erledigt!

  • Ich bemü­he mich in der Schu­le täg­lich neu um Auf­merk­sam­keit. Was ich mir bereits dort mer­ken kann, muss ich zu Hau­se nicht mehr lernen.
  • Ich schrei­be sorg­fäl­tig und über­sicht­lich mit, so dass ich mit mei­nen Noti­zen arbei­ten kann.
  • Ich notie­re zuver­läs­sig die Haus­auf­ga­ben und notie­re mei­ne Schulaufgabentermine.

Gestal­tung des Arbeits­plat­zes für die Hausaufgaben

Wenn ich an mei­nem Arbeits­platz sit­ze, stel­le ich mich auf das Ler­nen ein:

  • Ich gestal­te mei­nen Arbeits­platz freund­lich und prak­tisch, so dass ich mich wohl füh­le und alle Arbeits­mit­tel in der Nähe habe.
  • Ich ord­ne mein Arbeits­ma­te­ri­al und sor­ge dafür, dass es in brauch­ba­rem Zustand ist (gespitz­te Blei­stif­te, Linea­le ohne zer­bro­che­ne Kan­ten, Reser­ve­hef­te, gefüll­te Füller).
  • Ich räu­me alles weg, was nicht zu mei­ner Arbeit gehört (beson­ders attrak­ti­ve Spielsachen).
  • Falls ich nicht ohne Musik arbei­ten kann, suche ich mir lei­se, nicht zu rhyth­mi­sche Musik.

Ver­hin­de­rung von äuße­ren Störungen

Äuße­re Stö­run­gen len­ken ab und erschwe­ren das gleich­mä­ßi­ge Arbei­ten. Ich schal­te Stö­run­gen ab:

  • Ich sage mei­nen Freun­den, wann mei­ne Arbeits­zeit ist. Sie sol­len wäh­rend die­ser Zeit weder anru­fen noch vor der Tür stehen.
  • Ich bit­te mei­ne Geschwis­ter um Rück­sicht. Wäh­rend der Haus­auf­ga­ben soll­te auf kei­nen Fall der Fern­se­her laufen.
  • Ich beob­ach­te mich, wenn ich beson­ders viel Zeit für die Haus­auf­ga­ben brau­che. Schaue ich zu viel aus dem Fens­ter? Dann stel­le ich mei­nen Schreib­tisch an einen ande­ren Platz.

Sei kein Skla­ve der Zeit!

Ich kann ler­nen, mit der Zeit umzu­ge­hen. Nie­mand erwar­tet von mir, dass ich den gan­zen Nach­mit­tag lerne:

  • Ich fra­ge mei­nen Leh­rer, wie lan­ge ich für eine Haus­auf­ga­be brau­chen sollte.
  • Zum Trai­nie­ren mei­nes Zeit­ge­fühls benut­ze ich eine Uhr.
  • Ich fan­ge mit län­ger­fris­ti­gen Vor­be­rei­tun­gen recht­zei­tig an.
  • Ich pla­ne mei­ne Arbeits­zeit aus­rei­chend und las­se mich nicht unter Druck setzen.
  • Ich traue mich, auch ein­mal mei­nem Leh­rer zu sagen, dass ich eine Auf­ga­be zeit­lich nicht geschafft habe, obwohl ich inten­siv gear­bei­tet habe.

Geziel­tes Recht­schreib­trai­ning – die „Zettelkasten-Methode”

Vie­le Schü­le­rin­nen und Schü­ler, beson­ders in der Grund­schu­le, haben Pro­ble­me mit der Recht­schrei­bung. Das ist wei­ter nicht ver­wun­der­lich, denn die Regeln der Recht­schrei­bung im Deut­schen sind sehr kom­pli­ziert und oft nicht gera­de logisch. Gleich­zei­tig ist die Beherr­schung der Recht­schrei­bung ein Fak­tor, auf den in der Schu­le gro­ßer Wert gelegt wird; das ist, zumin­dest lang­fris­tig gese­hen, auch ganz ver­ständ­lich, denn unzu­rei­chen­de Recht­schreib­kennt­nis­se erschwe­ren sowohl die Schul­lauf­bahn als auch das spä­te­re Berufs­le­ben ganz erheblich.

Wenn auch vie­le Schul­kin­der Pro­ble­me mit der Recht­schrei­bung haben, so haben doch nur weni­ge eine wirk­li­che Recht­schreib­schwä­che oder sind Leg­asthe­ni­ker. Oft kann ein geziel­tes Recht­schreib­trai­ning hel­fen, bestehen­de Pro­ble­me zu besei­ti­gen oder zumin­dest zu mil­dern. In dem vor­lie­gen­den Merk­blatt möch­ten Ihnen die Schul­psy­cho­lo­gin­nen und Schul­psy­cho­lo­gen des Rheinisch-Bergischen Krei­ses ein paar Tech­ni­ken und Tipps ver­mit­teln, wie man mit ver­gleichs­wei­se ein­fa­chen Metho­den in vie­len Fäl­len eine Ver­bes­se­rung der Recht­schrei­bung errei­chen kann.

Vor­ab dazu eini­ge all­ge­mei­ne Bemer­kun­gen, die Sie unter allen Umstän­den berück­sich­ti­gen soll­ten: Kaum eines der Kin­der mit Recht­schreib­pro­ble­men schreibt ger­ne. Beim Üben gilt es also, nach Mög­lich­kei­ten zu suchen, die nicht mit einem über­maß an Schrei­ben ver­bun­den sind.Das Üben darf nie­mals als Straf­maß­nah­me emp­fun­den wer­den. Es darf nie hei­ßen: „Weil Dein letz­tes Dik­tat so schlecht war, müs­sen wir jetzt üben.” Das Üben muss immer eine Zukunfts­per­spek­ti­ve haben. „Wir müs­sen jetzt üben, damit Du beim nächs­ten Dik­tat, oder beim über­nächs­ten, bes­se­re Chan­cen hast.”

Üben muss regel­mä­ßig erfol­gen, aber mäßig. Aus­ufern­des Üben kurz vor einer Klas­sen­ar­beit bringt wenig Erfolg, son­dern eine Stei­ge­rung der Stress-Faktoren, z.B. Prü­fungs­angst. Es ist güns­ti­ger, even­tu­ell not­wen­di­ge Recht­schreib­übun­gen nicht als Bestand­teil der Haus­auf­ga­ben zu sehen und zeit­lich nicht an die Haus­auf­ga­ben zu bin­den. Es fin­det sich meist ein bes­ser geeig­ne­ter Zeit­punkt für die­se zusätz­li­chen Übungen.

I. Die Fehleranalyse

Wenn Ihr Kind sehr vie­le Recht­schreib­feh­ler macht, soll­ten Sie zuerst ver­su­chen, die Art der Feh­ler etwas genau­er zu bestim­men und ein­zu­gren­zen. Dabei genügt vor­erst eine recht gro­be Einteilung.


Der häu­fi­ge­re Fall sind die Regel­feh­ler, also sol­che Feh­ler, die aus fal­scher Anwen­dung einer Recht­schreib­re­gel ent­ste­hen. Typisch für die Regel­feh­ler ist, dass das Wort sei­nen grund­sätz­li­chen Klang beim Vor­le­sen nicht ver­lie­ren wür­de. Inner­halb der Regel­feh­ler gibt es eini­ge Grup­pen, die beson­ders häu­fig vor­kom­men und im Fol­gen­den erläu­tert wer­den sollen.

  • Feh­ler bei Groß- und Klein­schrei­bung sind beson­ders typi­sche Regel­feh­ler. Die Regeln für Groß- und Klein­schrei­bung sind im Deut­schen so kom­pli­ziert wie in kaum einer ande­ren Sprache.
  • Feh­ler bei der Konsonanten-Verdopplung sind recht häu­fig. Es steht dann komen statt kom­men, wolen statt wol­len, her­lich statt herr­lich. Oft­mals tre­ten die Dopp­lungs­feh­ler als Fol­ge der Ablei­tungs­feh­ler auf, die wei­ter unten bespro­chen werden.
  • Eng ver­wandt mit den Dopp­lungs­feh­lern sind die Deh­nungs­feh­ler. Es wird vil statt viel geschrie­ben, viel­leicht aber auch vihl oder viehl, boren statt boh­ren, Sal statt Saal. Bereits die­se klei­ne Aus­wahl von Bei­spie­len zeigt die Unter­schied­lich­keit von Vokal­deh­nun­gen; sie zeigt auch, dass die jewei­lig nöti­ge Art der Vokal­deh­nung nicht immer gera­de logisch ist. Auch wird klar, dass die Vokal­deh­nung nicht immer gut hör­bar ist. War­um heißt es Saal, wenn das größ­te Säu­ge­tier der Welt sich Wal schreibt, und man sich einen Schal um den Hals legt? War­um muss man ‘boh­ren’ mit ‘h’ schrei­ben, ‘ver­lo­ren’ aber ohne?
  • Eben­falls häu­fig sind die Ablei­tungs­feh­ler. Das sind fal­sche Schreib­wei­sen, die sich aus feh­len­der oder fal­scher Ablei­tung vom Wort­stamm erge­ben. Typi­sche Bei­spie­le: Wel­der statt Wäl­der, Ver­keu­fe­rin statt Ver­käu­fe­rin, grebt oder grept statt gräbt. Wei­ter oben wur­de schon erwähnt, dass Ablei­tungs­feh­ler oft in Kom­bi­na­ti­on mit Dopp­lungs­feh­lern erschei­nen, z.B. komt statt kommt, kleft statt kläfft, rent statt rennt. Ablei­tungs­feh­ler machen sich beson­ders häu­fig am Wort­ende bemerk­bar, wenn bei­spiels­wei­se aus dem Kalb ein Kalp wird, ein Feh­ler, der aus­schließ­lich durch Ver­län­ge­rung des Wort­stamms (Kalb Käl­ber) ver­mie­den wer­den kann.
  • Ein wei­te­rer Regel­feh­ler bezieht sich auf ‘st’ und ‘sp’. Es steht verschpro­chen statt ver­spro­chen, geschto­chen statt gesto­chen, Scht­reit statt Streit. Die­ser Feh­ler tritt bei Kin­dern aus dem Rhein­land häu­fi­ger auf.
  • Ein spe­zi­ell für Kin­der des drit­ten Schul­jahrs typi­scher Feh­ler bezieht sich auf das ‘qu’, das noch nicht beherrscht wird und meist durch ‘kw’ ersetzt wird, also Kwel­le statt Quelle.

Die Erklä­rung und die Bei­spie­le haben Ihnen gezeigt, dass bei den Regel­feh­lern die Schreib­wei­se zwar ein­deu­tig falsch ist, aber die Klang­qua­li­tät des Wor­tes immer erhal­ten bleibt. Es ist sehr unwahr­schein­lich, dass ein Kind mit Recht­schreib­pro­ble­men alle die­se mög­li­chen Regel­feh­ler in glei­chem Umfang macht. Die Erfah­run­gen des Schul­psy­cho­lo­gi­schen Diens­tes zei­gen, dass bei den meis­ten Schü­le­rin­nen und Schü­lern bestimm­te Feh­ler­schwer­punk­te fest­zu­stel­len sind. Bei sol­chen Schul­kin­dern, deren Recht­schreib­feh­ler haupt­säch­lich im Regel­be­reich lie­gen, lässt sich durch geziel­tes und sys­te­ma­ti­sches Üben oft bereits ein guter Erfolg erzielen.


Schwie­ri­ger ist es bei einer Häu­fung von Wahr­neh­mungs­feh­lern. Das sind sol­che Feh­ler, die nicht aus fal­scher Anwen­dung einer Recht­schreib­re­gel erwach­sen, son­dern aus der fal­schen oder unge­nau­en Wahr­neh­mung eines dik­tier­ten Wor­tes. Bei den Wahr­neh­mungs­feh­lern bleibt die Klang­ge­stalt des Wor­tes nicht erhal­ten, der Feh­ler wür­de also beim Vor­le­sen des geschrie­be­nen Tex­tes deut­lich hör­bar. Eine Ana­ly­se der Wahr­neh­mungs­feh­ler ist schwie­ri­ger als die Auf­glie­de­rung der Regel­feh­ler. Man unter­schei­det zwei grund­sätz­li­che Fehlergruppen.

  • Bei den Trennschärfe–Fehlern wer­den Buch­sta­ben (spe­zi­ell Kon­so­nan­ten) unge­nau wahr­ge­nom­men. Es heißt z.B. dann Grebs statt Krebs, Tra­chen statt Dra­chen, Plu­me statt Blu­me. Der Feh­ler­typ tritt oft am Wort­an­fang auf. Zur Erläu­te­rung noch ein Bei­spiel zur Ver­tau­schung von ‘g’ und ‘k’: Kro­schen statt Gro­schen ist ein Trenn­schär­fe­feh­ler, träkt statt trägt dage­gen ein Ablei­tungs­feh­ler, wie oben erläutert.
  • Die zwei­te Haupt­grup­pe der Wahr­neh­mungs­feh­ler sind die Durch­glie­de­rungs­feh­ler. Die Schwie­rig­keit liegt hier in der Durch­glie­de­rung län­ge­rer Buch­sta­ben­fol­gen und der Ver­tau­schung von Buch­sta­ben. Bei­spie­le: aus­ges­ter­kt statt aus­ge­streckt, ver­spor­chen statt ver­spro­chen, rutst­ch statt rutscht. Auch beim Weg­las­sen mit­klin­gen­der Buch­sta­ben han­delt es sich in aller Regel um Durchgliederungsfehler.

Eine Ana­ly­se der Wahr­neh­mungs­feh­ler ist, wie gesagt, etwas kom­pli­zier­ter. Wenn Sie den Ein­druck haben, dass bei Ihrem Kind beson­ders vie­le Feh­ler die­ser Art vor­kom­men, soll­ten Sie fach­li­che Hil­fe in Anspruch neh­men. Das kann ein Erfah­rungs­aus­tausch mit Klas­sen­leh­re­rin oder Klas­sen­leh­rer sein, oder auch eine Anmel­dung beim Schul­psy­cho­lo­gi­schen Dienst, um genau­er her­aus­zu­fin­den, in wel­chem Bereich ein beson­de­rer För­der­be­darf vorliegt.


Ach­tung: Die­ser ‘Aus­flug’ in die Feh­ler­ana­ly­se mag Ihnen recht kom­pli­ziert und auf­wän­dig vor­ge­kom­men sein. Um beur­tei­len zu kön­nen, ob Ihrem Kind ein geziel­tes Recht­schreib­trai­ning in der Art, die wir Ihnen spä­ter vor­schla­gen möch­ten, nut­zen kann, soll­ten Sie sich nur zwei Fra­gen stellen.

  • Ist die Feh­ler­men­ge so extrem hoch, dass man den geschrie­be­nen Text nur noch mit gro­ßer Mühe­ent­zif­fern kann?
  • Han­delt es sich bei den auf­tre­ten­den Feh­lern zu einem gro­ßen Teil (etwa mehr als ein Drit­tel) um Wahr­neh­mungs­feh­ler in der oben beschrie­be­nen Art?

Wenn Sie die­se bei­den Fra­gen ver­nei­nen kön­nen und mit Ihrem Kind dar­über einig sind, dass Sie gemein­sam etwas für die Ver­bes­se­rung der Recht­schrei­bung tun müs­sen, dann soll­ten Sie das geziel­te Recht­schreib­trai­ning nach unse­rer ‘Zettelkasten-Methode’ ver­su­chen. Wenn Sie eine der bei­den Fra­gen beja­hen müs­sen, soll­ten Sie fach­li­che Hil­fe in Anspruch neh­men. Nähe­re Aus­künf­te dazu kann Ihnen der Schul­psy­cho­lo­gi­sche Dienst geben.

II. Der Zettelkasten

Wir haben schon dar­auf hin­ge­wie­sen, dass Kin­der mit Recht­schreib­pro­ble­men in aller Regel nur ungern schrei­ben. Die­ser Umstand spricht gegen die übli­che Art des Übens, das ‘Übungs­dik­tat’. Neh­men Sie als Bei­spiel ein Übungs­dik­tat von 100 Wör­tern; ein sehr schlech­ter Recht­schrei­ber wird viel­leicht 25 Feh­ler dort ‘hin­ein­pa­cken’. Das heißt aber auch, dass er (oder sie) 75 Wör­ter feh­ler­frei geschrie­ben hat. War­um soll­te man die­se feh­ler­frei geschrie­be­nen Wör­ter mit jeman­dem üben, der doch ungern schreibt? Die Zettelkasten-Methode will das Üben auf die Berei­che zurück­füh­ren, in denen Übung wirk­lich not­wen­dig ist.

Zuerst beschaf­fen Sie einen nor­ma­len Kar­tei­kas­ten für Kar­ten im For­mat DIN A 6 und die pas­sen­den Kar­tei­kar­ten, am bes­ten in linier­ter Ausführung.
Der nächs­te Schritt besteht dar­in, die ‘typi­schen Feh­ler’ Ihres Kin­des her­aus­zu­su­chen. Der ein­fachs­te Weg ist, aus Tex­ten, die Ihr Kind geschrie­ben hat (Haus­auf­ga­ben z.B.), die kon­kret gemach­ten Feh­ler her­aus­zu­schrei­ben. Bei eini­gen oder vie­len die­ser Feh­ler wird es Ihnen so gehen, dass Sie spon­tan den­ken: „Das ist ja wie­der typisch!” Schau­en Sie sich die Feh­ler auch ein­mal unter dem Gesichts­punkt der wei­ter oben beschrie­be­nen Regelfehler–Typen an. In vie­len Fäl­len wer­den Sie ent­de­cken, dass es Häu­fun­gen bei bestimm­ten Feh­ler­ar­ten gibt, oft bei Dehnungs-/Dopplungsfehlern oder bei Ablei­tungs­feh­lern. Manch­mal ent­deckt man auch ganz ande­re typi­sche Feh­ler, bei­spiels­wei­se die häu­fi­ge Ver­wechs­lung von ‘f’ und ‘v’.

Wenn Sie sol­che ‘typi­schen Feh­ler’ ent­de­cken, kön­nen sie über die in den Hef­ten gefun­de­nen Feh­ler hin­aus wei­te­re Wör­ter ‘erfin­den’, in denen der glei­che Feh­ler auf­tre­ten kann. Um beim Bei­spiel von ‘v’ und ‘f’ zu blei­ben: wenn Sie fest­stel­len, dass Ihr Kind die Vor­sil­be ‘ver-’ oft mit ‘f’ schreibt, kön­nen Sie belie­big vie­le Wör­ter mit der glei­chen Vor­sil­be hinzufügen.

Die­sen Kata­log von vor­ge­fun­de­nen oder dar­aus abge­lei­te­ten Wör­tern müs­sen Sie nun auf die Kar­tei­kar­ten über­tra­gen, und zwar auf jede Kar­tei­kar­te nur ein Wort, das in das obe­re Feld geschrie­ben wird. Am bes­ten ist es, wenn Sie das Wort in der Schrift ein­tra­gen kön­nen, die das Kind in der Schu­le lernt (also latei­ni­sche Schrift oder Ver­ein­fach­te Aus­gangs­schrift). Falls Ihnen das Pro­ble­me macht, was Erwach­se­nen bei der Ver­ein­fach­ten Aus­gangs­schrift schon mal pas­siert, neh­men Sie Druck­buch­sta­ben, ruhig auch Schreib­ma­schi­ne oder Com­pu­ter. Unse­re Mus­ter­kar­te sieht dann so aus:

Ver­käu­fe­rin

Soll­te der Feh­ler nur im Zusam­men­hang eines Sat­zes erschei­nen (beson­ders häu­fig bei Ablei­tungs­feh­lern), bil­den Sie einen pas­sen­den Satz:

Er gräbt ein Loch

Hier geht es nur um das Wort ‘gräbt’, denn wir kön­nen davon aus­ge­hen, dass ‘er’, ‘ein’ und ‘Loch’ sowie­so rich­tig geschrie­ben wür­den. Beim spä­te­ren Üben wird auch nur ‘gräbt’ geschrie­ben, genau­er wird das gleich noch erläutert.

Auf die­se Wei­se legen Sie den Grund­stock zum Zet­tel­kas­ten an. Für den Anfang soll­ten Sie schon 30 bis 60 Kärt­chen vor­se­hen, wobei eini­ge Wör­ter dabei sein soll­ten, die Ihr Kind auch auf Anhieb rich­tig schrei­ben dürf­te. Das ist wich­tig für einen gelun­ge­nen Ein­stieg in die­se Art des Übens.

 III. Die Abmachung

Wer jemals mit sei­ner Toch­ter oder sei­nem Sohn Recht­schrei­bung geübt hat, weiß genau, wie leicht es dabei zu Krach und Strei­te­rei kommt, beson­ders über die Län­ge der Übungs­zeit. Gera­de bei den übli­chen Übungs­dik­ta­ten ist es ja auch schwer, vor­her eine Zeit­dau­er genau fest­zu­le­gen. Bei der Zettelkasten-Methode, bei der wort­wei­se geübt wird, ist das schon einfacher.

Sie soll­ten also vor­ab klä­ren, wie oft und wie lan­ge geübt wer­den soll. Bewährt hat es sich, täg­lich (oder bes­ser werk­täg­lich) zu üben, dafür aber kurz. Faust­re­gel: für Zweit­kläss­ler 10 Minu­ten, für Dritt­kläss­ler 15, für Viert­kläss­ler 20. Für man­che Kin­der mag es sinn­vol­ler sein, nur an zwei Tagen in der Woche zu üben, dafür aber sams­tags und sonn­tags jeweils 30 Minu­ten. Das ist eine Fra­ge der indi­vi­du­el­len Ver­ein­ba­rung, Sie müs­sen das mit Ihrem Kind bespre­chen. Wenn aber eine Abma­chung gefun­den ist, muss die abso­lut bin­dend sein, und zwar für bei­de Sei­ten. Sie soll­ten die Abma­chung für einen Monat fest­le­gen; danach kann man über­le­gen, ob die Ver­ein­ba­rung sinn­voll war oder ver­än­dert wer­den müsste.

Sie kön­nen mit Ihrem Kind auch durch­aus Beloh­nun­gen für das Ein­hal­ten der Abma­chun­gen ver­ein­ba­ren. ‘Erlaubt’ ist dabei alles außer Geld. Für vie­le Kin­der ist es die schöns­te Beloh­nung, wenn Mut­ter oder Vater sich nach einer Vier­tel­stun­de des Übens eine Vier­tel­stun­de Zeit neh­men, ganz ‘exklu­siv’; dabei kann man spie­len, erzäh­len, oder auch ein­fach nur mal ganz auf­merk­sam zuhören.

Die Abma­chun­gen soll­ten wirk­lich ganz kor­rekt ein­ge­hal­ten wer­den. Die Zeit z.B. soll­te mit einem Küchen­we­cker über­wacht wer­den. Kin­der brau­chen Ver­läss­lich­keit. Eini­gen Sie sich also mit Ihrer Toch­ter oder Ihrem Sohn nur auf sol­che Abma­chun­gen, die von bei­den Sei­ten ein­zu­hal­ten sind. Ach­ten Sie z.B. auf Ter­mi­ne Ihres Kin­des (Sport­ver­ein, Kie­fer­or­tho­pä­de und ähnliches).

IV. Das Üben

Die Vor­be­rei­tun­gen sind getrof­fen. Sie haben die ‘typi­schen Feh­ler’ her­aus­ge­sucht und den Grund­stock zum Zet­tel­kas­ten ange­legt, Sie haben die nöti­gen Ver­ein­ba­run­gen mit Ihrem Kind getrof­fen. Der ers­te Übungs-Termin ist da, es kann losgehen!

  • Sie legen Ihrem Kind die Kar­tei­kar­te vor. Es muss sel­ber sein gera­de geschrie­be­nes Wort mit dem Wort auf der Kar­tei­kar­te ver­glei­chen. Die­ser Schritt ist ganz wich­tig. Hier gibt es nun zwei Alternativen:
  • Ihr Kind schreibt das Wort auf sein Blatt und spricht es lei­se mit; Sie sagen nichts dazu!
  • Sie zie­hen eine Kar­te aus dem Zet­tel­kas­ten und dik­tie­ren das Wort auf der Kar­tei­kar­te, wenn es ein Ein­zel­wort ist.
    Han­delt es sich um ein Wort im Zusam­men­hang des Sat­zes, dann wei­sen Sie zuerst dar­auf hin, dik­tie­ren dann das unter­stri­che­ne Wort und lesen anschlie­ßend den Satz vor. Es muss aber nur das Wort geschrie­ben wer­den, in unse­rem Bei­spiel von Sei­te 4 also ‘gräbt’.
  • Sie bekom­men den Zet­tel­kas­ten, Ihr Kind bekommt ein linier­tes Blatt und einen Bleistift.
  • Sie stel­len den Küchen­we­cker auf die abge­mach­te Zeit ein.
  • Sie set­zen sich in Ruhe mit Ihrem Kind an den ver­ein­bar­ten Arbeitsplatz.
  1. Ihr Kind hat einen Feh­ler in dem Wort. Dann muss es das Wort auf dem unte­ren Teil der Kar­tei­kar­te noch ein­mal rich­tig abschrei­ben. Anschlie­ßend unter­streicht es mit einem grü­nen Stift den Buch­sta­ben oder den Bereich des Wor­tes, den es falsch geschrie­ben hat. Neh­men wir unser Bei­spiel ‘Ver­käu­fe­rin’: hat Ihr Kind auf sei­nem Blatt ‘Fer­käu­fe­rin’ geschrie­ben, unter­streicht es auf der Kar­tei­kar­te das ‘V’. Hat es viel­leicht ‘Ver­keu­fe­rin’ geschrie­ben, muss es auf der Kar­te das ‘äu’ unterstreichen.
  2. Ihr Kind hat das Wort auf sei­nem Blatt rich­tig geschrie­ben. Pri­ma! Dann muss es das Wort in die­ser rich­ti­gen Schreib­wei­se noch ein­mal auf die Kar­tei­kar­te schrei­ben. Da das Wort kei­nen Feh­ler ent­hielt, muss auch kein Buch­sta­be oder kein Bereich grün mar­kiert wer­den. Statt­des­sen darf Ihr Kind eine Ecke der Kar­tei­kar­te mit einem auf­fäl­li­gen Stift (roter Filz­stift oder bes­ser noch Neon-Marker) anmalen.
  • Die Kar­te kommt zurück in den Kas­ten, die Übungs­ein­heit ist been­det und eine neue Kar­tei­kar­te wird gezogen
  • Die­ses Vor­ge­hen wie­der­ho­len Sie so lan­ge (aber natür­lich nicht am sel­ben Tag), bis die vier Ecken einer Kar­tei­kar­te mar­kiert sind, Ihr Kind das Wort also vier­mal nach Dik­tat rich­tig geschrie­ben hat.Im güns­tigs­ten Fall, wenn Ihr Kind das Wort jeweils auf Anhieb rich­tig schrei­ben konn­te, steht es vier­mal rich­tig auf der Karteikarte.Im ungüns­ti­ge­ren Fall steht es öfter dar­auf; wenn Ihr Kind das Wort drei­mal falsch und vier­mal rich­tig geschrie­ben hat, steht es eben sie­ben­mal auf der Kar­tei­kar­te, und zwar drei­mal mit grü­ner Mar­kie­rung und vier­mal ohne.Das Wort gilt jetzt als erle­digt; die Kar­tei­kar­te wird aber nicht weg­ge­wor­fen, son­dern im Kar­tei­kas­ten nach hin­ten gesteckt. Erfol­ge und Fort­schrit­te wer­den so bes­ser sicht­bar. Wenn Sie mit der Zettelkasten–Methode begin­nen, soll­ten Sie anfangs eini­ge ein­fa­che Wör­ter ein­bau­en, damit Ihr Kind bald die ers­ten Kar­ten erle­digt hat und das Sys­tem der ‘vier roten Ecken’ versteht.

V. Der aktu­el­le Stand

Weil mit zuneh­men­dem Erfolg Kar­tei­kar­ten ‘nach hin­ten wan­dern’, muss die Kar­tei regel­mä­ßig auf­ge­füllt wer­den. Gehen Sie dabei genau­so vor wie bei der Anla­ge des Karten-Grundstocks. Neh­men Sie nur sol­che Wör­ter in die Kar­tei auf, die Ihrem Kind wirk­lich Schwie­rig­kei­ten berei­ten. Ent­neh­men Sie die Wor­te (soweit mög­lich) Tex­ten, die Ihr Kind geschrie­ben hat, z.B. Haus­auf­ga­ben, Klas­sen­ar­bei­ten, Sachkunde-Texten oder Briefen.

Es hat sich bewährt, die Recht­schreib­kar­tei ein­mal pro Woche zu kon­trol­lie­ren und zu ergän­zen, spä­tes­tens aber nach zwei Wochen. Beson­ders im drit­ten Schul­jahr ist es üblich, dass die Leh­re­rin oder der Leh­rer eini­ge Tage vor einem Klassenarbeits-Diktat die ‘schwie­ri­gen Wör­ter’ der kom­men­den Klas­sen­ar­beit zum Üben bekannt gibt, als Wort­lis­te oder als leicht ver­än­der­ter Text. Neh­men Sie die­se Wör­ter sofort in die Kar­tei auf.

Die Arbeit, den Kar­tei­kas­ten auf den jeweils aktu­el­len Stand zu brin­gen, ist sicher läs­tig. Es ist aber die ein­zi­ge Mög­lich­keit, wirk­lich indi­vi­du­ell zu üben, also einen Feh­ler­ka­ta­log zu erstel­len, der genau den Übungs­be­dürf­nis­sen des Kin­des gerecht wird. Dar­in liegt der wesent­li­che Unter­schied zwi­schen Zettelkasten–Methode und vor­ge­fer­tig­ten Rechtschreib-Programmen, die im Buch­han­del ange­bo­ten werden.

Leo­nard Lie­se, April 2001

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Die wich­tigs­ten Lern­tipps kurz und bündig

  • Lass dir von dei­nem Fach­leh­rer erklä­ren, was du ler­nen sollst: Gut geplant ist halb gelernt.
  • Ler­ne lang­fris­tig und vorausschauend!
    Berei­te dich auf die Nach­prü­fung nicht erst kurz vor dem Ter­min vor, son­dern fang schon eini­ge Zeit frü­her an. Lie­ber regel­mä­ßig zwei Stun­den am Tag als ein­mal 6 Stunden.
  • Pla­ne Dei­ne Lern­zeit mit dem Terminkalender!
    Reser­vie­re dir fes­te Zei­ten zum Ler­nen. Tra­ge in dei­nem Ter­min­ka­len­der ein, was wann zu erle­di­gen ist.
  • Mache Dir einen Tages­plan und einen Wochenplan!
    Tei­le den Stoff in Por­tio­nen auf, z.B. nach Fach­ge­bie­ten und ver­tei­le sie über die Zeit, damit du ihn ohne Stress und Zeit­druck bewäl­ti­gen kannst. Ach­te dar­auf, dass täg­lich leich­te aber auch schwe­re Inhal­te vor­kom­men. Hake ab, was du erle­digt hast; das hilft die nächs­ten Auf­ga­ben anzu­ge­hen und ver­mit­telt das tol­le Gefühl, wie­der „einen Packen” geschafft zu haben.
  • Ver­schie­be drin­gen­de Arbei­ten nicht auf morgen!
  • Gestal­te Dei­nen Arbeits­platz übersichtlich!
    Weg mit allem, was nichts mit dem Ler­nen zu tun hat und her mit allem, was du brau­chen wirst: Fach­bü­cher, Nach­schla­ge­wer­ke, Stif­te, Schreib­block (kei­ne flie­gen­den Blät­ter), Haus­hef­te, Taschen­rech­ner etc.
  • Schal­te beim Ler­nen Radio und Fern­se­her aus!
    Das könn­te doch eine Beloh­nung nach dem Ler­nen sein?
  • Lern­freun­de gesucht!
    Wenn du in einem Fach nicht klar kommst, suche den Kon­takt zu Klas­sen­ka­me­ra­den, die gera­de die­ses Fach beson­ders mögen. Was fin­det dei­ne Freun­din oder dein Freund so posi­tiv an die­sem Fach? Übe mit dei­nen Lernfreunden.
  • Ler­ne auf meh­re­ren Lernwegen!
    Lern­in­hal­te kann man mit den Augen, den Ohren und den Hän­den erfas­sen. Lies laut! Fas­se Din­ge an! Mach dir eine Zeich­nung oder Gra­fik! Baue dir Esels­brü­cken in Form von z.B. Rei­men, Ver­sen, Bil­dern o.ä. Je mehr Lern­ka­nä­le du ver­wen­dest, des­to bes­ser kannst du behal­ten. Lies Voka­beln auch laut und schrei­be sie öfters. Mache beim Ler­nen 3er oder 5er Päck­chen. Wie­der­ho­le sie in regel­mä­ßi­gen Abstän­den. Bil­de kur­ze Sät­ze mit den schwie­ri­gen Vokabeln.
  • Schreib Dir Notizzettel!
    Notiz­zet­tel sind eine gute Grund­la­ge für die Prü­fungs­vor­be­rei­tung. Schrei­be – mit eige­nen Wor­ten – so, dass du es auch nach Tagen noch lesen kannst. Beschrif­te Notiz­blät­ter (in Stich­wör­tern, nicht in Sät­zen) nur auf einer Sei­te und lass einen brei­ten Rand frei für spä­te­re Ergän­zun­gen. Wenn die Blät­ter mit Datum und Über­schrift ver­se­hen sind, fin­dest du sie schnel­ler und weißt sofort, wor­um es geht.
  • Wie­der­ho­le in regel­mä­ßi­gen Abständen!
    Mehr­fa­ches Wie­der­ho­len in fes­ten Abstän­den ist uner­läss­lich! Ers­te Wie­der­ho­lung am nächs­ten Tag, dann nach zwei Tagen, drei Tagen. Prü­fe auch spä­ter immer mal wie­der nach.
  • Übe den Lern­stoff mit Hil­fe klei­ner Fragekärtchen!
    Ver­wen­de eine Lern­kar­tei, vor allem für Voka­beln, For­meln usw. Auf der Vor­der­sei­te der Kärt­chen steht die Fra­ge oder die Voka­bel, auf der Rück­sei­te die Ant­wort oder Über­set­zung. Damit geht auch das Wie­der­ho­len z.B. in Geschich­te, Bio­lo­gie oder Erd­kun­de spielend!
  • Ler­ne ähn­li­che Fächer nicht hintereinander!
    Es kann sonst zu Ver­wechs­lun­gen kom­men. Mache lie­ber dazwi­schen eine Pau­se oder ler­ne ein bestimm­tes The­ma am nächs­ten Tag; das erleich­tert Ler­nen und Behalten
  • Mache gele­gent­lich Pausen!
    Ler­ne nicht alles an einem Stück, son­dern lege zwi­schen­durch immer wie­der klei­ne Pau­sen ein.
  • Prü­fe, ob das Gelern­te auch tat­säch­lich sitzt!
    Hal­te dir klei­ne Vor­trä­ge zum Lern­stoff. Denk dir Prü­fungs­fra­gen aus und beant­wor­te sie.
  • Beloh­ne Dich nach geta­ner Arbeit durch etwas Schönes!