Bodensee Business Forum 2022
Wege aus den Krisen – bei all den Komplikationen, wie sie aktuell in einem Ausmaß aufeinander folgen, scheint es, als würden wir in den Strudel nur noch weiter hineingezogen werden.
Gerade von Corona erholt, folgen der Krieg gegen die Ukraine, Inflation mit damit verbundenen steigenden Energiepreisen und Fachkräftemangel. Genau für die Lösungen solcher Dilemmata wurden uns vier Schülerinnen der Q12 und unserem Kursleiter im Fach Wirtschaft und Recht, Herrn Christian Göhlert, im diesjährigen Bodensee Business Forum von Schwäbisch Media Impulse mit auf den Weg gegeben.
Anfangs saßen sich Persönlichkeiten wie u.a. der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk, Roderich Kiesewetter und Jürgen Knappe kritisch gegenüber, um den russischen Angriffskrieg zu diskutieren. Dabei forderte Melnyk, der bereits in der Vergangenheit wegen Kritik an der Bundesregierung als umstritten galt, das von ihm als „künstlich“ eingestufte Dilemma Deutschlands durch größere Hilfe für die Ukraine zu revidieren. Er formulierte seinen dringenden Handlungsanstoß als ein „Geschenk“ an die Bundesregierung, „das Richtige zu tun“. Von Deutschland hänge es ausdrücklich ab, ob die Ukraine den Krieg überlebe. Dennoch schlossen sich Personen auf dem Podium seiner Meinung nicht restlos an. Tom Guldimann plädierte dafür, unsere schmalen Brücken zu Russland nicht gänzlich zu zerstören, da europäische Sicherheit nur mit Russland möglich sei. Somit sollten wir uns aus Solidarität nicht verabschieden und aufhören, Tschaikowsky aufzuführen aus Angst, Russland damit einen Gefallen zu tun.
Zum Diskurs angeregt wurden wir auch bei der Frage, ob nachhaltiges Wirtschaftswachstum überhaupt möglich sein kann. Für uns blieb die Vorstellung offen, ob ständiges Wachstum uns am Ende vielleicht doch keinen bleibenden Wohlstand liefert. Hierzu blickten wir auch bei der Medizinforschung in die Zukunft, die für viele als Krisengewinner und somit Wachstumstreiber Deutschlands gilt. Damit einher geht die Schwierigkeit, zu bemessen, wie viel Geld uns für eine bessere gesundheitliche Versorgung genommen werden soll. Exorbitante Gehaltsforderungen von Ärztinnen und Ärzten stehen unterbezahlten Pflegekräften gegenüber. Sind wir diejenigen, die durch Beitragserhöhungen die Finanzlücken der Krankenkassen stopfen sollen?
„Der Krebs kommt, wie er kommt“, so lautete die Divise Peter Sölkners, dem Geschäftsführer von Vetter Pharma. Doch unabhängig davon, wie erfolgreiche, neue Gentechnologien das Portmonee füllen können – bei beständigem Pflegekraftmangel steigt die Mortalität der Patientinnen und Patienten in den Krankenhäusern.
Selbstverständlich macht dies viele Menschen im Moment nervös, doch das Bodensee Business Forum knüpft auch mit Lösungsimpulsen zu weiteren brisanten Themen an die Angst der Gesellschaft an. Nervös macht uns im Moment auch die Geldentwertung; hier wurden uns ebenfalls realistische Wege aus der Inflation aufgezeigt.
Bei all der Angst, die nun in unserer Gesellschaft vorherrscht und insbesondere der Panikmache in den Medien geschuldet ist, gingen wir in einer weiteren Debatte auf die Frage ein, wie gegen Hass und Bedrohung im Netz vorgegangen werden kann. Es ist zwar eine Minderheit, die Hasskommentare äußert, aber indem rechtlich dagegen vorgegangen wird, soll der Mehrheit gezeigt werden, dass ein solches Verhalten nicht adäquat ist. Die Menschen wollen sich im Internet mitteilen und das Gefühl haben, frei über alles reden zu können, doch die Meinungsfreiheit endet an dem Punkt, an dem selbst Journalistinnen und Journalisten Selbstzensur betreiben.
Manche Themen können aus Angst vor Gewaltandrohungen nicht besetzt werden: werden beispielsweise negative Befürchtungen zum Verlauf des Krieges bezüglich Russlands aufgearbeitet, so reagiert die laute Minderheit der „Putin-Versteher“ mit Hass. Anstelle das Problem als solches anzusehen, suchen sie sich in den jeweiligen Publizistinnen und Publizisten der alleinigen Fakten ein Feindbild. Letztendlich ist somit auch das Querdenken zu einer Art Geschäft geworden. Dem entgegenwirken können wir nur, indem wir im Bekanntenkreis unsere Aufmerksamkeit auf Leute richten, von denen wir das Gefühl haben, dass sie den richtigen Kurs verlassen zu scheinen, so Roman Portack während des Vortrags über Auseinandersetzungen im Internet.
Somit verließen wir erwähnte wie auch weitere Diskussionsrunden mit Anstößen, alte Denkmuster zu überarbeiten und nicht immer ein Einverständnis mit Allem an den Tag zu legen.
Victoria Baumgardt