Meere und Ozeane „hautnah“ in Hamburg erleben
Die Organisation „UK-German Connection“ widmet sich der Stärkung von Kontakten und dem Verständnis zwischen jungen Menschen aus Deutschland und dem Vereinigten Königreich. Dabei spricht sie zum Beispiel Schüler und Studenten an und bietet Workshops, Partnerschaften und Auslandsaufenthalte für diese. Ermöglicht werden diese Programme durch die Regierungen Deutschlands und Großbritanniens sowie dem British Council und dem Pädagogischen Austauschdienst.
Das Wissenschaftsjahr des deutschen Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) steht im Jahre 2016 und 2017 im Zeichen der Meere und Ozeane. Aus diesem Anlass veranstaltete UK-German Connection ein Jugendseminar in Hamburg von 20.10. – 22.10.2017 in Hamburg.
Bei diesem Seminar konnten sich Schüler aus Deutschland und Großbritannien bewerben, wobei maximal 50 Jugendliche ausgewählt wurden. Das Seminar setzte sich kritisch mit der Plastikverschmutzung, Meereskompetenz und Artenvielfalt sowie steigenden Meeresspiegeln in drei Workshops auseinander. Nach der Ankunft um 14:30 Uhr in Hamburg stand ein geführter Hafenrundgang auf dem Programm, um sich einen kleinen Einblick im Bereich der Landungsbrücken von Hamburg zu verschaffen.
Nach dem Abendessen wurden wir von der Seminarleitung sehr herzlich in der Jugendherberge „Horner Rennbahn“ begrüßt und erhielten einen Überblick über die kommenden zwei Tage. Danach konnten wir unsere Erfahrungen und erste Meinungen zum Thema Meere und Ozeane austauschen. Am Abend gab es Zeit zum Kennenlernen der anderen Teilnehmer. Dabei fiel dann die Sprachbarriere zwischen englischen und deutschen Schülern rasant, wobei anzumerken ist, dass das Seminar komplett in englischer Sprache abgehalten wurde.
Am Samstagmorgen mussten wir früh aufstehen, doch das war nicht weiter schlimm, denn das Programm war vielversprechend: Eine Wattwanderung und ein Besuch bei der Seehundstation in Friedrichskoog. Während der Wattwanderung bekamen wir den Aufbau des Wattenmeeres und seine Bewohner zu Gesicht, welche wir selbst aus dem Sand ausgegraben hatten. Zum Beispiel den Wattwurm, der den Sand filtriert, die Nährstoffe herauszieht und gereinigten Sand wieder ausscheidet.
Der Abschluss unseres Aufenthalts in Friedrichskoog war die Seehundstation. In dieser erhielten wir viele Informationen über Seehunde und Robben. Dabei konnten wir viele Fotos von einem süßen Seehund namens Snorre schießen, der, genauso begeistert wie die Zuschauer, diese durch die Glasscheibe betrachtete. Der kleine Kerl schwamm sogar einem, vor der Scheibe geführten, Finger nach und konnte auf Zeichen sogar Saltos im Wasser machen.
Zurück in Hamburg wurde am Nachmittag das Beispiel des Wattwurms gleich in den Workshop zum Thema Plastikverschmutzung aufgenommen, da er durch die Filtration auch Mikroplastik in seinen Körper aufnimmt. Außerdem durften wir in verschiedenen Stationen die Abbauzeit von Materialien im Meer, die Konzentration von Plastik im Strandsand erfahren und Mikroplastik aus verschiedenen Hygieneartikeln (insbesonders gängiges Duschgel) herausfiltern. Dabei stellten alle mit Erschrecken fest, wie viel Plastik in normalen Duschgels und Shampoos steckt. Aus einer Tube Nivea creme peeling bekommt man die auf dem Foto sichtbare Menge an Mikroplastik heraus. Aber es konnten nur größere Mikroplastikteilchen herausgefiltert werden, sodass das Glasfläschen eigentlich ganz voll wäre.
Durch die Verwendung mikroplastikhaltiger Artikel werden das Meer und die Ozeane unnötig belastet, da sogar die modernen Kläranlagen dieses Mikroplastik nicht herausfiltern können und es somit in die Flüsse und schlussendlich ins Meer gelangt. Im Meer nehmen Meerstiere dieses Plastik auf und so gelangt es in der Nahrungskette letztendlich wieder bei uns Menschen auf dem Teller und in unseren Körpern. Dieser Mikroplastikverbrauch lässt sich unkompliziert durch den Verzicht von den mikroplastikhaltigen Produkten reduzieren. Diese Produkte können mithilfe der kostenlosen App „CodeChecker“ ausfindig gemacht werden. Dazu scannt man einfach den EAN-Code der Produkte und die App zeigt einem sofort an, ob Mikroplastik enthalten ist.
Im zweiten Workshop beschäftigten wir uns mit der Meereskompetenz und der Artenvielfalt. Dabei kam heraus, dass die Erde nicht drei Ozeane hat, sondern nur einen großen. Die drei großen Bereiche des Ozeans sind durch Meeresströmungen und Winde miteinander verknüpft. Daneben verändert der Ozean auch die Küstenstruktur (z. B. Felsabbrüche oder Verlandungen). Der Ozean ist dabei auch in großen Teilen für das Klima in vielen Bereichen der Erde verantwortlich, zum Beispiel die Erwärmung durch den Golfstrom an der englischen Küste. Begonnen mit Einzellern ist durch den Ozean und im Ozean alles Leben entstanden. Aus diesem Grund ist der Mensch auch untrennbar mit dem Ozean verbunden, und eine Veränderung (z.B. durch Mikroplastik) sich auch auf den Menschen auswirkt. Außerdem beherbergt er eine größere Artenvielfalt als auf dem Land möglich ist. Abschließend kann man sagen, dass der Ozean größtenteils unerforscht ist, da der Ozeanboden erst zu 5% kartographiert ist, währenddessen die Oberfläche des Mondes, sogar auf der Rückseite, und der Mars bereits zu 100% kartographiert sind.
Am letzten Tag beschäftigten wir uns im dritten und letzten Workshop mit der Gefahr des steigenden Meeresspiegels.
Da Wasser bei einer Temperaturerhöhung sein Volumen vergrößert, wird der Ozean aufgrund seiner Wassermenge einen erheblich größeren Platzbedarf benötigen als bisher. Dies äußert sich in einem höheren Meeresspiegel. Küstenstädte sind dabei besonders gefährdet, da sie auch der Brandung ausgesetzt sind und diese Material, zum Beispiel von einem Deich, wegtragen kann. Des Weiteren haben wir erkannt, dass viele große Küstenstädte, wie zum Beispiel New York oder San Francisco keinen ausreichenden Schutz haben. So würde beispielsweise die gesamte Jamaica Bay in New York überflutet werden, wenn sich die Meere und Ozeane um 2° Celsius erwärmen. Dazu ist die Jamaica Bay dem offenen Meer ausgesetzt und für die dort ansässige Bevölkerung bestehen nur drei Rettungswege ins Hinterland.
Nach diesem Workshop war es auch schon langsam an der Zeit Abschied zu nehmen, da direkt nach dem Mittagessen die Heimreise anstand. Alle hoffen auf ein Wiedersehen, denn es sind auch viele neue Freundschaften entstanden und alle waren sich einig, dass dieses Seminar ein einmaliges und unvergessliches Erlebnis war.
An dieser Stelle bedanke ich mich ganz herzlich bei Frau Hugo, da sie mich auf dieses wunderbare Seminar aufmerksam gemacht und mich in allen Bereichen bei den Vorbereitungen tatkräftig unterstützt hatte. Außerdem danke ich Herrn König für die Freistellung vom Unterricht.
Marius Krebs, Q12