Am 28.09.23 fand das sechste Bodensee-Business Forum in Friedrichshafen statt. Nach einer Begrüßung von Tobias Krohn und Dieter Stauber ging es mit verschiedenen Vorträgen und Podiumsdiskussionen los. Wie geht es mit dem Wirtschaftsstandort Deutschland weiter? Mit dieser Frage wurde das erste Gespräch eröffnet. Diskutiert wurden Vertrauensarbeitszeit, Bürokratieabbau in Deutschland, der Wiedereinstieg in die Kernenergie und Bildung als nötige Priorität des Staates. Eingebracht wurden Perspektiven von Politkern, einer Professorin und einem Vorstandsmitglied von ZF.
Ein besonderer Ehrengast der Veranstaltung war Lara Yousif Zara, die Bürgermeisterin der nordirakischen Kleinstadt Alquosch. Sie ist die erste und einzige Frau im Iran, die dieses Amt innehat. Gemeinsam mit Dr. Ali Tatar, dem Gouverneur der Provinz Dohuk, berichtete sie von Kurdistan im Spannungsfeld zwischen dem IS, dem Klimawandel und der Flüchtlingsproblematik. Die beiden gaben Einblicke in das Leben der Jesiden und Christen, die aus dem ganzen Irak nach Kurdistan vor dem IS fliehen. Dort fühlen sie sich sicher und die Regierung versucht ihnen Möglichkeiten zu schaffen, obwohl die irakische Landesregierung sie kaum bis gar nicht finanziell unterstützt.
Im folgenden Vortrag „Nachhaltigkeitsstrategien von Business-Profis” hatten wir die Gelegenheit, verschiedene Ansichten von erfahrenen Geschäftsleuten wie Jasmin Ghubbar, Dr. Matthias Jurztko und Dr. Georg Kofler zu hören. Zu Beginn stellten sie die grundlegende Frage, was Nachhaltigkeit bedeutet und inwieweit Deutschland bereits nachhaltig agiert. Die Rolle der Politik in diesem Kontext wurde auch deutlich betont. Wichtige Themen, die zur Sprache kamen, umfassten die Finanzierung, das Konsumverhalten, den Trend zur Nachhaltigkeit, Innovationen und die langfristige Planung. Es wurde betont, dass diese Veränderungen nicht isoliert geschehen können, sondern nur durch Zusammenarbeit. Daher lautete das Motto: „Partnership is the new leadership.”
In „Grüner Wasserstoff: Zukunft oder doch zu teuer“ wurde das sehr aktuelle Thema und die Technologie Wasserstoff behandelt. Wasserstoff spielt eine zentrale Rolle in der Energiewende. Ob es wirklich die Schlüsseltechnologie ist, wurde hier diskutiert und ausgiebig argumentiert. Anwesend waren Experten und Referenten aus vielen Branchen, wie beispielsweise Robert Nave, ein ehemaliger Investmentbanker und derzeitiger CEO einer Firma für grünen Wasserstoff. Auch der Generalsekretär der deutschen Bundesstiftung für Umwelt, Herr Bonde, brachte interessante Inhalte hervor und betonte die notwendige Zusammenarbeit der europäischen Länder für die Energiewende. Leiter der Gas-Kette der EnBW und Vorstandsmitglied der PRE- Group Herr Baumgärtner trug wichtige Inhalte in Hinsicht auf die Infrastruktur bei und beschrieb dabei die Möglichkeit die bisherige Infrastruktur zu nutzen, aber auch noch möglicherweise auftretende Probleme bei der Wasserstoffwende. Allumfassend waren sich die Experten und Referenten trotzdem einig, dass Wasserstoff eine erstzunehmende Technologie ist, welche zukünftig weiter gefördert und verfolgt werden sollte.
In der abschließenden Diskussion „Steht die Automobilindustrie im Südwesten vor dem Aus?” durften wir uns die Ansichten von Experten wie Dr. Harald Marquardt, Dr. Thilo Ketterer und Dr. Jana Plananska hören. Zunächst beleuchteten sie die zahlreichen Herausforderungen, denen die Automobilindustrie gegenübersteht. Dazu gehörte die wachsende Konkurrenz aus China, die sich verschlechternde Attraktivität traditioneller Verbrennungsmotoren und die Sorge, wieder von bestimmten Energiequellen und Materialen abhängig zu werden, wenn keine Alternativen verfügbar sind. Zudem haben andere Länder einen erheblichen Vorsprung in der Elektromobilität.
Die Experten äußerten dennoch Hoffnung, wiesen jedoch darauf hin, dass das Zeitfenster für Entwicklungen immer enger wird. Sie betonten auch die Notwendigkeit für die deutsche Automobilindustrie, flexibel auf neue Entwicklungen zu reagieren. Dabei wurde oft die Idee der Zusammenarbeit mit anderen Ländern angesprochen, jedoch mit dem Vorbehalt, nicht zu abhängig von anderen Ländern zu werden.
Da viele Vorträge parallel waren, konnten wir Vorträge wie z. B. über den Fachkräftemangel oder die Autarkie Europas leider nicht verfolgen. Aber es war trotzdem ein gelungener Tag, der uns von der Lindauer Zeitung ermöglicht wurde. Die Aufführung von Antonin Dovraks Sinfonie Nr. 9 „Aus der neuen Welt” der Kammerphilharmonie Bodensee-Oberschwaben war ein würdiger Abschluss, dem ein kurzer Sprint zum Bahnhof folgte.
Marilena Büttgenbach, Latif Kazanci, Nicklas Schumacher, Oliver Strößenreuther (alle Q12)