Am Rande des letztjährigen Abiturballs haben wir am Abend des 1. Juli 2017 in Wolfurt/Österreich ein Gespräch mit den drei Abiturientinnen geführt, die am BOGY ihr Abitur mit der Traumnote 1,0 abgeschlossen hatten. Die Fragen an Sandra Glocker, Christine Mootz und Katharina Gries (im Foto von links nach rechts) sowie deren Antworten geben wir hier im Wortlaut wieder.
BOGY: Die Abiturdurchschnittsnote war 1,0. Mehr geht nicht. Wie viel Glück war dabei?
KATHARINA GRIES: Also, ich denke, dass es auf jeden Fall schon ein Funken Glück war, aber vor allem relativ konstante Arbeit in den letzten Jahren. Also, es lag ziemlich daran, jeden Tag ein bisschen was zu machen und nicht besonders viel. Also, ich glaube, ein Funken Glück war dabei, aber letztendlich war’s dann doch nicht ganz so viel.
BOGY: Wenn du sagst, „in den letzten Jahren“ – welche Jahre wären das dann besonders?
KATHARINA GRIES: Also klar, es ist schon seit der 5. Klasse so, dass man schon immer am Stoff dranbleiben musste, aber besonders in der Oberstufe war’s wichtig auf jedes Fach immer jeden Tag vielleicht 5–10 Minuten zu lernen und dann einfach am Stoff eben dranzubleiben. Das war das Wichtigste, weil man dann mitgekommen ist.
BOGY: Die Frage, die sich zunächst anschließt: War das bei dir ähnlich?
SANDRA GLOCKER: Also ich würde sagen, dass viel mehr Glück dazugehört, weil es kann immer mal sein, dass irgendeine blöde Frage drankommt, also, ja, es gehört viel Glück dazu, finde ich. Und zu der Frage, ob man konstant lernen muss: Auf jeden Fall, und da zählt nicht nur die Oberstufe, sondern einfach in diese Routine zu kommen. Dann ist das auch nichts Schlimmes, dass man sich hinsetzen muss und lernen, sondern das ist einfach ganz normale Routine und da hat man noch genügend Zeit für andere Freizeitbeschäftigungen.
BOGY: Wenn man dann in diese Routine kommen will und immerzu eigentlich auch kleine Portionen lernt – was sind denn die größten inneren Schweinehunde, die man da überwinden muss?
SANDRA GLOCKER: Oh, auf jeden Fall immer Computer ausschalten, Handy weglegen! Also, das, ja, das ist das Schlimmste eigentlich. Ansonsten: sich einen ruhigen Platz suchen und auf keinen Fall stören lassen.
BOGY: Ich frage auch hier nochmals, ob das so ungefähr die Beschreibung ist, also kleine Portionen, konstant, immerzu zu lernen?
CHRISTINE MOOTZ: Ja, also ich finde, je mehr man lernt, desto weniger Glück braucht man, aber man braucht’s auf jeden Fall. Und ich finde auch, also ich finde, in der Unterstufe hat es mich noch nicht so interessiert, was mal später kommt, aber gerade dann in der Mittelstufe einfach anzufangen und dranzubleiben ist ganz, ganz wichtig, weil ich dann auch die Erfahrung gemacht hab, dass es sich wirklich auszahlt und ich viel weniger hab machen müssen. Gerade bei den Abiturprüfungen selbst habe ich echt viel weniger gelernt als ich es erwartet hätte oder mir zuerst gedacht hätte, dass man es machen muss, dadurch, dass man einfach so einen Grundstock hat.
BOGY: Was war denn die größte Motivation gewesen, dann da auch dabei zu bleiben oder, wie wir jetzt gerade gehört haben, auch mal ein Handy wegzulegen oder den Computer auszumachen? War es der Reiz, dass man doch tolle Noten erreicht, oder gab es irgendwelche anderen extrinsischen Motivationen?
CHRISTINE MOOTZ: Ich habe nie auf einen bestimmten Schnitt hingearbeitet, habe auch nie meine Noten aufgeschrieben oder so und bei mir ist es wirklich so, dass es mich fasziniert zu lernen. Also ich lerne einfach gern Neues. Ich finde es schön, wenn man eine Sprache sprechen kann, eine andere, oder wenn man versteht, wie Pflanzen es machen, dass sie wachsen, oder so. Also es ist für mich einfach sehr faszinierend zu verstehen. Und das war für mich eher Motivation.
BOGY: Nun habe ich in meinem kurzen Grußwort gesagt, dass es ganz wichtig sei, in einem Team, also im Biotop des Teams zu lernen und zu arbeiten. Kann es sein, dass es bei dir gar nicht stimmt?
SANDRA GLOCKER: Nein, also die Erfahrung habe ich bisher noch nicht gemacht. Ich habe eigentlich immer sehr, sehr gut alleine gelernt. Aber was wichtig ist, ist dass man immer jemanden hat, wenn man Fragen hat, auf den man zurückkommen kann. Und insofern, ja, braucht man ein Team. Hinsetzen und lernen muss jeder selbst. Aber es ist wichtig, andere zu haben, die einen, falls man Hilfe braucht, unterstützen.
BOGY: War das bei dir auch so, dass du ab und zu mal ein Team gesucht hast, auch um mal so Fragen zu klären oder um einmal sich selber wieder in die richtige Position zu bringen?
KATHARINA GRIES: Also bei mir war das Team total wichtig. Ich habe auch ziemlich viel mit meinen Freunden gelernt, weil man einfach besser lernt, wenn man eine schöne Zeit währenddessen verbringt, weil man gleichzeitig Lernen und Spaß verbindet und das hat mir sehr viel geholfen. Das heißt, auch vor dem Abitur haben wir uns sehr oft getroffen, einfach, um gemeinsam zu lernen. Und, klar, es ist wichtig, dass man jemanden hat, den man fragen kann, zum Beispiel seine Eltern oder Lehrer, und denen man vertrauen kann. Aber bei mir war das Wichtigste, einfach das Lernen mit etwas Positivem zu verbinden, und da war das Team, also meine Freunde, besonders wichtig.
BOGY: Nun ist natürlich so gut im Abitur zu sein, vor allem, nach dem das ja über zwei Jahre geht, plus die Prüfung zum Schluss, überhaupt nicht zu machen ohne eine Begabung. Dieselbe Begabung haben andere Schülerinnen und Schüler eventuell nicht. Trotzdem: Was könnte man den jetzigen Elfern oder Zehnern noch empfehlen, um diesem Ziel [eines 1,0‑Abiturs, Anm.] wenigstens näher zu kommen?
KATHARINA GRIES: Ich denke, man sollte sich immer vor Augen halten… irgendein Ziel, das man hat. Bei mir war es zum Beispiel das Medizinstudium, ich musste eigentlich so gut sein oder wollte auf jeden Fall so gut sein. Das heißt, man sollte sich irgendetwas suchen, das einen motiviert. Und wenn man lernt und wirklich gar keine Lust mehr hat, einfach daran denken, warum man das alles macht, um letztendlich auch, ja, einen Grund zu haben zu lernen, dann fällt es einem einfach leichter. Und vor allem, wie schon angesprochen, das konstante Lernen während der ganzen elften und zwölften Klasse.
BOGY: Dieselbe Frage auch hier: Was könnte man den jetzigen Elfern oder Zehnern oder vielleicht sogar noch vorher – was könnte man denen sagen, wenn die sagen: so weit möchte ich auch mal kommen?
SANDRA GLOCKER: Also ich schließe mich da komplett an, dass man ein Ziel vor Augen braucht. Und außerdem finde ich es auch richtig wichtig, sich bewusst zu machen, dass, wenn irgendetwas mal nicht so richtig läuft, dass das nicht das Ende der Welt ist, also da auch mit einer gewissen Gelassenheit heranzugehen und sich Ausgleich zu suchen, Sport zu machen, zu musizieren, einfach noch mehr aus dem Leben zu machen als nur zu lernen.
BOGY: Ja, und die Frage auch noch zum Schluss [an dich, Anm.]. Ich bin jetzt auf die Antwort gespannt, weil ich da gehört habe, dass du ja nie so richtig darüber nachgedacht hast, wie brillant du eigentlich bist, obwohl du brillant warst. Ein Tipp für die, die noch kommen?
CHRISTINE MOOTZ: Ja, also, die Lehrer viel weniger als Gegner zu sehen, sondern mehr als Partner. Weil man neigt als Schüler schon dazu, immer schnell was auf Lehrer zu schieben, wenn die Note schlecht ist. Das ist bestimmt ein Faktor, aber ich habe echt die Erfahrung gemacht, das Lehrer einem so viel Gutes wollen, gerade in der Oberstufe, gerade am Ende, und im Kolloquium, das war ganz, ganz toll, wie die da einen unterstützt haben und einem wirklich nichts Böses wollen. Und dass man viel früher eine Art Hilfe in Anspruch nimmt, wenn man das nötig hat, und einfach darauf vertraut, dass die einem wirklich auch helfen wollen, und das tun sie auch. Habe ich gemerkt.
BOGY: Katharina, Sandra, Christine – danke für das Gespräch!