Das BOGY in Osteuropa unterwegs – Tradition des Russlandaustausches verpflichtet
Mitten in den Osterferien war es wieder einmal soweit: Eine Schülergruppe des BOGY begab sich zusammen mit dem stellvertretenden Schulleiter, Herrn Studiendirektor Sienz, und der Studienrätin Frau Löhr auf eine Studienfahrt durch Osteuropa. Die erste Woche verbrachte die Gruppe in Serpuchow, einer ca. 130000 Einwohner großen Stadt ca. 100 km südlich von Moskau. Dort befindet sich die Partnerschule des BOGY, das Gubernskiy-Kolleg.
Mit Serpuchow verbindet Lindau seit dem Zweiten Weltkrieg eine besondere Beziehung. Die Stadt war einst die äußerste Spitze des deutschen Vormarsches in Richtung Moskau. Damals, also 50 Jahre nach Kriegsende und nach den Wirren des Kalten Krieges, hatten ehemalige Wehrmachtskameraden den Kontakt zu ihren vormaligen Feinden in Serpuchow gesucht und hergestellt. Man hatte offenbar nicht nur furchtbare Erinnerungen an diese Zeit. Es gab wohl auch in unmenschlichen Zeiten Spuren von Menschlichkeit in der Bevölkerung von Serpuchow gegenüber den Deutschen und umgekehrt, die nicht in Vergessenheit geraten waren. Offensichtlich waren beide Seiten nun in der Lage und bereit dazu, sich versöhnlich gegenüber der kriegerisch-feindseligen Vergangenheit zu zeigen und freundlich-freundschaftlich aufeinander zuzugehen.
Im Oktober 1995 gab es die ersten Kontakte zwischen der russischen und der deutschen Schule. Die Deutschlehrerin Valentina Tschupova vom Kolleg Serpuchow kam zu einer Hospitation ans Bodensee-Gymnasium. Dies war der Anfang eines Schüleraustausches, der bis zum heutigen Tag Bestand hat.
Die Schülergruppe des BOGY, die nun im April nach Serpuchow aufgebrochen war, kam tief bewegt voller Eindrücke nach Lindau zurück. Untergebracht waren die Schülerinnen und Schüler in russischen Gastfamilien. Über die überwältigende russische Gastfreundschaft gerieten sie immer wieder ins Schwärmen. Zahlreiche deutsch-russische Freundschaften entstanden in dieser Zeit. Mehrere Ausflüge in die Umgebung zu bedeutenden Sehenswürdigkeiten, beispielsweise nach Moskau, Kolomna und Tula, gaben den jungen Leuten einen Einblick in das Land der Gastgeber. Kulturelle Höhepunkte wie der Be-such einer eindrucksvollen Inszenierung des Balletts Schwanensee im Kreml-Theater bereicherten die Reise. Das Foto zeigt die deutschen und russischen Schülerinnen und Schüler im Kreml der Bezirksstadt Tula. Der Gegenbesuch der russischen Gruppe nach Lindau findet im Herbst statt.
Die Heimreise war für alle ein echtes Abenteuer: Denn nach dem Abschied in Serpuchow ging es auf dem Landweg mit dem Zug durch die Ukraine, Ungarn und Österreich. Längere Aufenthalte gab es in Kiew und Budapest. Jeweils zwei Tage nahm man sich hier Zeit, um die Städte zu erkunden. Die unend-liche Weite des Landes, ungewohnt scharfe Grenzkontrollen und viele schöne gemeinsame Stunden im Zug werden unvergessen in Erinnerung bleiben. Die Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler bestä-tigen die Schulleitung, dass sich das Bodensee-Gymnasium auch weiterhin im Sinne einer lebendigen, humanen und zukunftsweisenden Völkerverständigung dem Austausch mit russischen Serpuchow ver-pflichtet fühlen wird.